Bürohaus mit Wohnung Hinter Liebfrauen 2

Ansicht von Nordwesten

Ansicht von Nordwesten

  1. Nutzung, Bauzeit

    • Bürohaus mit Wohnung
    • Neubau von 2004
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude

    • Kopfbebauung einer Häuserzeile an einem kleinen Platz
    • Nachbargebäude: schlichtes, gründerzeitliches Wohnhaus, gegenüber Jugendstilbau (ehem. Konsumverein) und Kapelle der Freikirche
  3. Geschossigkeit und Dachform

    • viergeschossiges Gebäude mit Flachdach
  4. Baukörpergestaltung

    • turmartiger Bau auf sehr kleiner Grundfläche
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung

    • das maßstäblich proportionierte Gebäude rundet den kleinen Platz ab
  6. Fassadengestaltung

    • an der Stirnfront Kupferverkleidung, die mit Rundung bruchlos in die gleichartige Dachfläche übergeht und als „Überzug“ über das Gebäude wirkt
    • Stirn- und Südfassade im Erdgeschoss mit Holzverkleidung
    • die Seitenfassaden sonst vollständig verglast, hier Rücksprünge der oberen Geschosse mit Freiterrassen
  7. Detaillierung

    • differenzierte Binnenteilung der Glasflächen
    • lamellenartige Holzverkleidung
    • Kupferverkleidung der Stirnfront gefälzt, über dem Eingang als Vordach auskragend
    • an den Terrassen filigrane Geländer
  8. Materialien und Farbgebung

    • grüne Kupferverkleidung
    • materialsichtige Holzverkleidung
    • Binnenteilung der Glasfassaden aus schwarzen Pfosten und Riegeln (Metall)
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung

    • trotz vom Umfeld abweichender Fassaden und Materialien angenehme Wirkung durch Maßstab und Detaillierung
  10. Abschließende Bewertung: + + +

    • mutiger Beitrag zur Stadtreparatur auf minimaler Grundfläche
    • Bereicherung des Quartiers
Ansicht von Nordwesten

Ansicht von Nordwesten

Im Umfeld der Ägidienkirche ist ein kleinteiliges Stadtquatier erhalten geblieben, zu dem auch der kleine Platz zwischen Ägidienstraße und Hinter Liebfrauen gehört. Hier entstand auf einem äußerst minimierten Restgrundstück 2004 ein Bürohaus mit Wohnung. Das viergeschossige Gebäude schließt an den Brandgiebel eines gründerzeitlichen Wohnhauses an und besitzt ein Flachdach. Als Kopfbau der Häuserzeile ist das Bürohaus dreiseitig freistehend. In der unmittelbaren Umgebung befinden sich der bemerkenswerte Jugendstilbau des ehemaligen Konsumvereins und die Kapelle der freikirchlichen Gemeinde. Reizvoll ist der Blick über den kleinen Platz zur erhöht stehenden Ägidienkirche, die hier das Quartier dominiert.

Das mit einem klaren Konzept entworfene Büro- haus zeigt zwei weitgehend verglaste Seitenfronten, während die Stirnfassade mit einer gefälzten Kupferverkleidung versehen ist. Diese setzt über dem Erdgeschoss und der dortigen Eingangssituation an und geht, über eine Rundung vermittelt, direkt in die Dachfläche über. Damit wirkt die Verkleidung wie ein Überzug, der über das Gebäude gestreift ist. Dieser Eindruck wird durch die vorspringenden, verglasten Seitenfassaden noch verstärkt. Dadurch wirkt das Gebäude als eigenständiger Baukörper, über den die Verkleidung hinwegzieht.

An der Stirnfront und an der Südfassade ist das Erdgeschoss mit einer lamellenartigen Holzverkleidung versehen, hier sind unauffällig Garagen unter- gebracht. Über dem Hauseingang schiebt sich die Kupferverkleidung als Vordach heraus. Das 3. Obergeschoss birgt die Wohnung, hier sind die seitlichen Fassaden unter die Bedachung eingezogen. Über den Büroetagen konnten somit Dachterrassen angelegt werden.

Die gleichartigen Glasfronten der Seitenfassaden zeigen ihrer Ausrichtung entsprechende Unterschiede An der Nordfassade befindet sich das von außen einsehbare Treppenhaus, während die Büroräume nach Süden orientiert sind. Die Südfassade ist mit Sonnenschutzelementen ausgestattet. Die Pfosten-Riegel-Konstruktionen der Glasfassaden zeigen eine differenzierte Gliederung mit Brüstungszonen und schwenkbaren Fensterelementen. An der Stirnfront befinden sich asymmetrisch angeordnete Fenster im Querformat.

Der Neubau des Bürohauses ist als schöner Beitrag zur Stadtreparatur eines von kleinteiliger Bebauung gekennzeichneten Quartiers zu werten. Die Bebauung eines derart kleinen Grundstücks ohne zugehörigen Freiraum ist zudem unkonventionell und mutig. Statt einer hässlichen Brandwand lenkt nun eine kompromisslos moderne und selbstbewusste, aber maßstäbliche Architektur die Blicke auf sich. Zugleich erhält der kleine Platzraum wieder seine Geschlossenheit.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)