Nutzung, Bauzeit
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude
Geschossigkeit und Dachform
Baukörpergestaltung
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung
Fassadengestaltung
Detaillierung
Materialien und Farbgebung
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung
Abschließende Bewertung: – – –
Zwischen Ackerhof und Georg-Eckert-Straße wurde im Jahr 2000 das als bedeutendes und werbewirksames Kunstobjekt propagierte Rizzi-Haus errichtet. Es entstand an einem historisch äußerst sensiblen Ort im ehemaligen Weichbild Altewiek, dem heutigen Magniviertel. Hier zweigte die Friesenstraße vom Ackerhof nach Norden ab, der Restteil der Friesenstraße endet heute abrupt an der in den 1970er Jahren angelegten Georg-Eckert-Straße. Im Osten sind es nur wenige Schritte zur Magnikirche, der Braunschweiger Pfarrkirche mit dem ältesten Weihedatum (1031).
Das Rizzi-Haus besetzt als Solitärbau wieder die einstige Ecksituation zwischen Friesenstraße und Ackerhof. Östlich des Rizzi-Hauses befinden sich schlichte Wohn- und Geschäftshäuser, eine Baulücke und das Bürohaus Georg-Eckert-Straße 3 (Barmer Ersatzkasse). An der gegenüberliegenden Seite des Ackerhofes steht ein mit Backsteinfassaden versehener Gebäudekomplex zwischen Langedammstraße und Georg-Eckert-Straße. Am Ackerhof befinden sich u.a. ein historischer Fachwerkbau und stattliche Gebäude aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Das Rizzi-Haus ist in acht mehr oder weniger turmartige, in ihrer Höhe gestaffelte Baukörper gegliedert, die an der Westseite einen Vorplatz einfassen. Die niedrigen, dreigeschossigen Gebäudeteile stehen am Ackerhof und entlang der Friesenstraße, an der Ecke zur Georg-Eckert-Straße sind die vier flach gedeckten Türme fünfgeschossig. Die Bauteile sind durch schmale Glasfugen voneinander abgeteilt und weisen durchweg leicht unterschiedliche Baufluchten auf. Die Fassaden zeigen teilweise nach außen gerichtete, leichte Schrägstellungen. Über den hohen Türmen befinden sich rundlich geformte Zinnen. Die Fassaden sind über einer Wärmedämmung verputzt und vollflächig mit Motiven des in New York ansässigen Pop-Art-Künstlers James Rizzi vielfarbig bemalt.
Dem Konzept des Künstlers entsprechend zeigen die Fassaden unregelmäßig verteilte Fensteröffnungen mit unterschiedlichen Formen und Formaten. Sie werden als Teil der von Malerei geprägten Fassadengestaltung gesehen und fallen auf den ersten Blick kaum auf. Die Fenster sind von schmalen Metallrahmen eingefasst. Vor den Fassaden sind filigrane Sonnenschutzelemente angebracht. Der Eingang liegt in einer breiten Glasfuge zwischen den beiden westlichen Türmen an der Einmündung des Ackerhofes.
Das als Beitrag Braunschweigs zur modernen Kunst und von seinen Initiatoren als weltweit einzigartig hervorgehobene Rizzi-Haus wirkt am Ort seiner Realisierung als Fremdkörper. Dies begründet sich besonders durch zwei Gesichtspunkte: Die auffällige Erscheinung des vielteiligen und bunt bemalten Rizzi-Hauses trägt zu der an der Georg-Eckert-Straße herrschenden Vielfalt an Bauformen, -materialien und Farben bei. Diese wirkt insgesamt als städtebauliches und gestalterisches Chaos.
Zudem schiebt sich das Kunstobjekt visuell in einen immer noch von historischen Bauten geprägten Stadtraum (Ackerhof) und dominiert ihn. Nachdem der einst äußerst reizvolle Übergang von der bürgerlichen Stadt zum Schlossbereich bereits durch Kriegsschäden und Abbrüche zerstört worden war, negieren hier heute Architektur und Städtebau jegliche Anknüpfung an die kulturhistorischen Wurzeln. Mit dem Bau des Rizzi-Hauses erscheint auch eine Wiederaufstellung der weitgehend erhaltenen Bauteile des ehemaligen Ackerhofportals kaum mehr möglich.