Rizzi - Haus

Ansicht von Süden

Ansicht von Süden

  1. Nutzung, Bauzeit

    • Bürohaus
    • Neubau aus dem Jahr 2000
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude

    • Solitärbebauung zwischen Ackerhof, Georg-Eckert-Straße und einem Reststück der Friesenstraße
    • Nachbargebäude: ostseitig gegenüber schlichte Wohn- und Geschäftshäuser sowie Bürohaus Georg-Eckert-Straße 3, westseitig Gebäudekomplex Ackerhof/Langedammstraße, am Ackerhof Fachwerkbau und Gebäude um 1914
  3. Geschossigkeit und Dachform

    • drei- bis fünfgeschossige Gebäudeteile mit Flachdächern
  4. Baukörpergestaltung

    • insgesamt acht turmartige Baukörper mit teilweise konischen Fassaden fassen einen Vorplatz ein, Bauteile gegeneinander leicht versetzt und durch Glasfugen verbunden
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung

    • der in turmartige Baukörper mit schrägen Fassaden aufgelöste Solitär findet im Umfeld keine Entsprechung
  6. Fassadengestaltung

    • Putzfassaden mit vielfarbiger Bemalung durch den Pop Art-Künstler James Rizzi (New York)
    • Fensteröffnungen verschiedener Form und Größe unregelmäßig, nach Konzept der Bemalung eingefügt
    • schlitzartige Glasfugen als Trennung der Gebäudeteile
  7. Detaillierung

    • die auf Bemalung ausgerichteten Fassaden ungegliedert
    • Baukörper z.T. mit zinnenartigem Abschluss
    • unauffällig angebrachte Sonnenschutzelemente
    • Fenster mit schmalen Metallrahmungen
  8. Materialien und Farbgebung

    • vielfarbige Putzfassaden über Wärmedämmung
    • Glasflächen (Bauteil-Fugen) mit Teilung durch Pfosten und Riegel
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung

    • Kunstobjekt Rizzi-Haus wirkt als starker Fremdkörper
  10. Abschließende Bewertung: – – –

    • Ackerhof ist als historischer Ort unpassend für Platzierung eines auffälligen, als Kunstobjekt aufgefassten Gebäudes
    • Verstärkung der Disharmonie des Stadtraums im Bereich Georg-Eckert-Straße
Ansicht von Süden

Ansicht von Süden

Zwischen Ackerhof und Georg-Eckert-Straße wurde im Jahr 2000 das als bedeutendes und werbewirksames Kunstobjekt propagierte Rizzi-Haus errichtet. Es entstand an einem historisch äußerst sensiblen Ort im ehemaligen Weichbild Altewiek, dem heutigen Magniviertel. Hier zweigte die Friesenstraße vom Ackerhof nach Norden ab, der Restteil der Friesenstraße endet heute abrupt an der in den 1970er Jahren angelegten Georg-Eckert-Straße. Im Osten sind es nur wenige Schritte zur Magnikirche, der Braunschweiger Pfarrkirche mit dem ältesten Weihedatum (1031).

Das Rizzi-Haus besetzt als Solitärbau wieder die einstige Ecksituation zwischen Friesenstraße und Ackerhof. Östlich des Rizzi-Hauses befinden sich schlichte Wohn- und Geschäftshäuser, eine Baulücke und das Bürohaus Georg-Eckert-Straße 3 (Barmer Ersatzkasse). An der gegenüberliegenden Seite des Ackerhofes steht ein mit Backsteinfassaden versehener Gebäudekomplex zwischen Langedammstraße und Georg-Eckert-Straße. Am Ackerhof befinden sich u.a. ein historischer Fachwerkbau und stattliche Gebäude aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Das Rizzi-Haus ist in acht mehr oder weniger turmartige, in ihrer Höhe gestaffelte Baukörper gegliedert, die an der Westseite einen Vorplatz einfassen. Die niedrigen, dreigeschossigen Gebäudeteile stehen am Ackerhof und entlang der Friesenstraße, an der Ecke zur Georg-Eckert-Straße sind die vier flach gedeckten Türme fünfgeschossig. Die Bauteile sind durch schmale Glasfugen voneinander abgeteilt und weisen durchweg leicht unterschiedliche Baufluchten auf. Die Fassaden zeigen teilweise nach außen gerichtete, leichte Schrägstellungen. Über den hohen Türmen befinden sich rundlich geformte Zinnen. Die Fassaden sind über einer Wärmedämmung verputzt und vollflächig mit Motiven des in New York ansässigen Pop-Art-Künstlers James Rizzi vielfarbig bemalt.

Dem Konzept des Künstlers entsprechend zeigen die Fassaden unregelmäßig verteilte Fensteröffnungen mit unterschiedlichen Formen und Formaten. Sie werden als Teil der von Malerei geprägten Fassadengestaltung gesehen und fallen auf den ersten Blick kaum auf. Die Fenster sind von schmalen Metallrahmen eingefasst. Vor den Fassaden sind filigrane Sonnenschutzelemente angebracht. Der Eingang liegt in einer breiten Glasfuge zwischen den beiden westlichen Türmen an der Einmündung des Ackerhofes.

Das als Beitrag Braunschweigs zur modernen Kunst und von seinen Initiatoren als weltweit einzigartig hervorgehobene Rizzi-Haus wirkt am Ort seiner Realisierung als Fremdkörper. Dies begründet sich besonders durch zwei Gesichtspunkte: Die auffällige Erscheinung des vielteiligen und bunt bemalten Rizzi-Hauses trägt zu der an der Georg-Eckert-Straße herrschenden Vielfalt an Bauformen, -materialien und Farben bei. Diese wirkt insgesamt als städtebauliches und gestalterisches Chaos.

Zudem schiebt sich das Kunstobjekt visuell in einen immer noch von historischen Bauten geprägten Stadtraum (Ackerhof) und dominiert ihn. Nachdem der einst äußerst reizvolle Übergang von der bürgerlichen Stadt zum Schlossbereich bereits durch Kriegsschäden und Abbrüche zerstört worden war, negieren hier heute Architektur und Städtebau jegliche Anknüpfung an die kulturhistorischen Wurzeln. Mit dem Bau des Rizzi-Hauses erscheint auch eine Wiederaufstellung der weitgehend erhaltenen Bauteile des ehemaligen Ackerhofportals kaum mehr möglich.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)