Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: + +
Die markante Eckbebauung an der Einmündung des kurzen Straßenzuges Hagenscharrn in den Bohlweg geht auf die Zeit des Wiederaufbaus der Braunschweiger Innenstadt in den 1950er Jahren zurück. Das große Wohn- und Geschäftshaus wurde in den Jahren 2018 bis 2020 umfassend umgebaut, wobei man die Fassaden von Grund auf neu gestaltete. Ursprünglich besaß das Gebäude in den Obergeschossen eine Verkleidung mit Wandfliesen. Mit dem Umbau konnte am Bohlweg außerdem eine Baulücke geschlossen werden. Der Lückenschluss erfolgte in Fortführung der Kubatur des Bestandsbaus Bohlweg 49.
Das Eckgebäude weist insgesamt fünf bzw. sechs Geschosse auf, wobei sich der längere Trakt mit drei Stockwerken und Staffelgeschoss vom Hagenscharrn zum Bohlweg erstreckt. An der Ecksituation ist der Gebäudeteil wirkungsvoll abgerundet. Der anschließende Bauabschnitt am Bohlweg zeigt fünf Vollgeschosse und ein zurückgestaffeltes Stockwerk. Die abgerundete Fassade an der Straßenecke mit ihren Variationen im Erdgeschoss und in den zurückgestaffelten Stockwerken verleihen dem Gebäude eine dynamische Gestalt – ein typisches Kennzeichen der Nachkriegsmoderne.
Im Erdgeschoss ist an der Front zum Bohlweg ein Laubengang ausgebildet. Die Obergeschosse ruhen hier am sechsgeschossigen Gebäudeteil über rechteckigen und an der gerundeten Ecke über runden Pfeilern. Das Erdgeschoss ist durchgehend als Ladenzone ausgebaut. Ihre am Bohlweg hinter dem Laubengang zurückliegende Fassadenflucht geht mit einer Rundung in den Hagenscharrn über, wo sie mit einem auskragenden Vordach abschließt. Die oberen Normalgeschosse zeigen sich in einer Abfolge von Mauerpfeilern und Fensterachsen und werden durch fassadenbündige Gesimsstreifen betont. In den Fensterachsen mit ihren tiefen Laibungen befinden sich leicht zurückspringende Brüstungen und Stürze. Während die Mauerpfeiler aus gelblichen Klinkern mit Schlämme bestehen, zeigen sich die verputzten Gesimse sowie Brüstungs- und Sturzbereiche in den Fensternischen mit weißem bzw. anthrazitfarbenem Anstrich.
Die Staffelgeschosse erheben sich hinter Stabgeländern aus Metall, leichte Trennwände deuten auf die dortigen Dachterrassen hin. Als Abschluss der verputzten und grau gestrichenen Staffelgeschosse dienen knapp vorspringende Kragplatten der Flachdächer. Über der Gebäudeecke tritt ein weiteres gerundetes Staffelgeschoss für die Unterbringung der Aufzugstechnik in Erscheinung. Der nördliche Erweiterungsbau nimmt die Gestaltungselemente der Fassadenerneuerung am Altbau auf, wobei hier deutlich breitere Wandabschnitte und geschossweise gegeneinander versetzt angeordnete Fenster sichtbar sind.
Das Gebäude besticht bereits in seiner Grundkonzeption mit seiner qualitätsvollen Baukörperfügung. Die ursprüngliche Fassadengestaltung mit graugelben Wandfliesen trat demgegenüber deutlich zurück und war vor dem Umbau unansehnlich geworden. Der Umbau konnte die Qualitäten des Gebäudes aufgreifen und eigenständig neu interpretieren. Mit der Fassadengliederung wird eine ausgeglichene Balance zwischen Vertikale und Horizontale erzielt. Die Materialität der Wandpfeiler verleiht dem Bau auch haptischen Charakter. Leider ist das Ladenerdgeschoss im Frühjahr 2023 noch immer von Leerstand gekennzeichnet.