Wohn- und Geschäftshaus Bohlweg 49/ Hagenscharrn 3

Ansicht

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  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Wohn- und Geschäftshaus, errichtet in den 1950er Jahren, 2018-2020 umfassend umgebaut und erweitert (Baulückenschließung am Bohlweg).
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • geschlossene Bebauung in Ecklage Bohlweg/Hagenscharrn.
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • fünf bzw. sechsgeschossige Bebauung mit Flachdächern.
  4. Baukörpergestaltung:

    • langgestreckter fünfgeschossiger Bauteil Hagenscharrn mit gerundeter Ecksituation geht am Bohlweg in sechsgeschossigen Gebäudeteil über;
    • Baulückenschließung Bohlweg führt Kubatur weiter;
    • Gebäudeteile jeweils mit zurückspringenden Staffelgeschossen.
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • Baukörper schließt am Hagenscharrn an Gebäude gleicher Höhe und Dachform an;
    • Gebäudeteil Bohlweg überragt Nachbarhaus mit flachem Satteldach.
  6. Fassadengestaltung:

    • im Erdgeschoss Ladenzone mit Laubengangsituation am Bohlweg und auskragendem Vordach am Hagenscharrn, Schaufenster mit Eckrundung;
    • Obergeschosse mit Wandpfeilern, und hochrechteckigen Fenstern in bodentiefen Nischen und tiefen Laibungen sowie flachen Gesimsstreifen;
    • Staffelgeschosse mit knapp vorkragenden Flachdächern und Geländerbrüstungen.
  7. Detaillierung:

    • Schaufensterzone mit rhytmischer Gliederung;
    • Laubengang Bohlweg mit Rund- und Quadratstützen;
    • knapp vorspringende Gesimse bzw. Flachdächer über Erdgeschoss, Traufe und Staffelgeschossen;
    • Brüstungen und Stürze in Fensternischen leicht zurückgesetzt;
    • Stabgeländer aus Flachstahl.
  8. Materialien und Farbgebung:

    • Erdgeschoss (Laubengang) mit Betonstützen und -decke;
    • Wandpfeiler aus gelben Klinkern mit Schlämme;
    • Brüstungen und Sturzbereiche in Fensternischen sowie Staffelgeschosse verputzt und in Anthrazit gestrichen;
    • Pfeiler, Gesimse und Deckenansichten in gebrochenem Weiß gefasst.
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • Material und Baugestaltung setzen in dezenter Weise einen eigenen Akzent;
    • Farbgebung der Wandstreifen korrespondiert mit dem südlich gegenüberliegenden historistischen Verwaltungsbau.
  10. Abschließende Bewertung: + +

    • die Umgestaltung des in seiner Baukörperfügung qualitätsvollen Nachkriegsgebäudes wertet Erscheinungsbild der städtebaulich markanten Ecksituation deutlich auf.
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Die markante Eckbebauung an der Einmündung des kurzen Straßenzuges Hagenscharrn in den Bohlweg geht auf die Zeit des Wiederaufbaus der Braunschweiger Innenstadt in den 1950er Jahren zurück. Das große Wohn- und Geschäftshaus wurde in den Jahren 2018 bis 2020 umfassend umgebaut, wobei man die Fassaden von Grund auf neu gestaltete. Ursprünglich besaß das Gebäude in den Obergeschossen eine Verkleidung mit Wandfliesen. Mit dem Umbau konnte am Bohlweg außerdem eine Baulücke geschlossen werden. Der Lückenschluss erfolgte in Fortführung der Kubatur des Bestandsbaus Bohlweg 49.

Das Eckgebäude weist insgesamt fünf bzw. sechs Geschosse auf, wobei sich der längere Trakt mit drei Stockwerken und Staffelgeschoss vom Hagenscharrn zum Bohlweg erstreckt. An der Ecksituation ist der Gebäudeteil wirkungsvoll abgerundet. Der anschließende Bauabschnitt am Bohlweg zeigt fünf Vollgeschosse und ein zurückgestaffeltes Stockwerk. Die abgerundete Fassade an der Straßenecke mit ihren Variationen im Erdgeschoss und in den zurückgestaffelten Stockwerken verleihen dem Gebäude eine dynamische Gestalt – ein typisches Kennzeichen der Nachkriegsmoderne.

Im Erdgeschoss ist an der Front zum Bohlweg ein Laubengang ausgebildet. Die Obergeschosse ruhen hier am sechsgeschossigen Gebäudeteil über rechteckigen und an der gerundeten Ecke über runden Pfeilern. Das Erdgeschoss ist durchgehend als Ladenzone ausgebaut. Ihre am Bohlweg hinter dem Laubengang zurückliegende Fassadenflucht geht mit einer Rundung in den Hagenscharrn über, wo sie mit einem auskragenden Vordach abschließt. Die oberen Normalgeschosse zeigen sich in einer Abfolge von Mauerpfeilern und Fensterachsen und werden durch fassadenbündige Gesimsstreifen betont. In den Fensterachsen mit ihren tiefen Laibungen befinden sich leicht zurückspringende Brüstungen und Stürze. Während die Mauerpfeiler aus gelblichen Klinkern mit Schlämme bestehen, zeigen sich die verputzten Gesimse sowie Brüstungs- und Sturzbereiche in den Fensternischen mit weißem bzw. anthrazitfarbenem Anstrich.

Die Staffelgeschosse erheben sich hinter Stabgeländern aus Metall, leichte Trennwände deuten auf die dortigen Dachterrassen hin. Als Abschluss der verputzten und grau gestrichenen Staffelgeschosse dienen knapp vorspringende Kragplatten der Flachdächer. Über der Gebäudeecke tritt ein weiteres gerundetes Staffelgeschoss für die Unterbringung der Aufzugstechnik in Erscheinung. Der nördliche Erweiterungsbau nimmt die Gestaltungselemente der Fassadenerneuerung am Altbau auf, wobei hier deutlich breitere Wandabschnitte und geschossweise gegeneinander versetzt angeordnete Fenster sichtbar sind.

Das Gebäude besticht bereits in seiner Grundkonzeption mit seiner qualitätsvollen Baukörperfügung. Die ursprüngliche Fassadengestaltung mit graugelben Wandfliesen trat demgegenüber deutlich zurück und war vor dem Umbau unansehnlich geworden. Der Umbau konnte die Qualitäten des Gebäudes aufgreifen und eigenständig neu interpretieren. Mit der Fassadengliederung wird eine ausgeglichene Balance zwischen Vertikale und Horizontale erzielt. Die Materialität der Wandpfeiler verleiht dem Bau auch haptischen Charakter. Leider ist das Ladenerdgeschoss im Frühjahr 2023 noch immer von Leerstand gekennzeichnet.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)