Bürogebäude Wilhelmitorwall 31

Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Bürohaus (Schulungszentrum)
    • errichtet 2009
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • freistehende Bebauung an der Westseite der Wallstraße
    • Nachbargebäude: im Süden Wohnbebauung von um 1970 mit Fassaden aus weiß gestrichenem Ziegelmauerwerk, im Norden historisches Wohngebüde (verputzter Fachwerkbau), zu Bürohaus umgenutzt und erweitert
    • Tiefgaragenzufahrt an der Südseite
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • dreigeschossiger Bau mit Flachdächern
  4. Baukörpergestaltung:

    • zwei zweigeschossige Gebäudekuben mit Fuge werden von zurückspringendem, dreigeschossigen Baukörper durchdrungen und verbunden, Effekt eines Staffelgeschosses
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • zweigeschossige Bauteile nehmen den Maßstab der Wallringbebauung auf
    • Gesamtbauvolumen und Flachdächer erweisen sich im Kontext des Promenadenrings als problematisch
  6. Fassadengestaltung:

    • zweigeschossige Gebäudeteile mit verputzten Lochfassaden, hochrechteckige Fenster
    • zurückspringender Gebäudeteil mit Staffelgeschoss an den Längsseiten transparent, die Schmalseiten und Traufen mit Kupferplatten verkleidet
    • Eingang in der Gebäudefuge
    • leicht eingezogene Sockelzone
  7. Detaillierung:

    • Rechteckfenster in den Putzwänden mit Einscheibenverglasung, darüber Jalousienkästen
    • transparente Fassadenbereiche mit Profilen maßstäblich gegliedert, hier Glasflächen z.T. mit Milchglasscheiben
    • gefälzte Kupferverkleidungen
  8. Materialien und Farbgebung:

    • grau gestrichene Sockelzone
    • verputzte Gebäudeteile mit weißem Anstrich
    • dunkelgraue Fensterrahmen und Fassadenteilungen
    • grüne Kupferverkleidungen
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • Materialien und Farbgebung kontrastieren mit dem Großteil der umgebenden Bebauung
  10. Abschließende Bewertung: – –

    • Bauvolumen und rein gewerbliche Nutzung stehen im Gegensatz zu den Gepflogenheiten im Bereich des Wallrings
    • Tiefgaragenzufahrt und Parkplätze auf dem rückwärtigen Gartengrundstück stellen starke Beeinträchtigung der Freiraumgestaltung dar
Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

An der Westseite des Wilhelmitorwalls entstand 2009 nach dem Abbruch vorhandener Bausubstanz der Neubau eines Bürogebäudes. Das Bürohaus besitzt mit dem benachbarten Haus Nr. 31 ein gemeinsam genutztes Hof- bzw. Gartengrundstück. Während sich im Süden eine Wohnbebauung aus der Zeit um 1970 mit Fassaden aus weiß gestrichenem Ziegelmauerwerk befindet, zeigt sich das Nachbarhaus als historischer Villenbau des 19. Jahrhunderts mit verputztem Fachwerk (heute erweitert und ebenfalls Bürohaus).

Der Neubau Wilhelmitorwall 31 (Schulungszentrum) steht unmittelbar am Gehweg der Wallstraße und zeigt eine Komposition aus drei Baukörpern. Zwei an die Straße gerückte, zweigeschossige Baukuben gleicher Größe und Gestaltung sind durch eine mittige Fuge getrennt. Die kubischen Gebäudeteile sind verputzt, weiß gestrichen und zeigen große, hochrechteckige Fensteröffnungen mit Einscheibenverglasung sowie flache Dächer. Sie erheben sich über einer leicht eingezogenen Sockelzone. Im südlichen Gebäudeteil befindet sich neben der Fuge ein über beide Geschosse reichendes, schlitzartiges Fenster (Treppenhaus).

Beide Bauteile werden scheinbar von einem sowohl nach hinten als auch nach rechts versetzten, dreigeschossigen Baukörper mit Flachdach durchdrungen, der sich in erster Linie als Staffelgeschoss und in der Fuge zwischen den Putzbauten zu erkennen gibt. In dieser Fuge befindet sich die Eingangssituation. Straßen- und Rückseite des verbindenden Gebäudeteils sind transparent gestaltet. Pfosten und Riegel gliedern die Verglasungen, die z.T. aus grünlichem Milchglas bestehen. Die Stirnseiten und Dachtraufen des dreigeschossigen Bauteils sind mit grünen Kupferplatten verkleidet.

Unmittelbar vor der südlichen Schmalseite des Gebäudes befindet sich eine Tiefgaragenzufahrt. Sie ist mit Betonwänden eingefasst, über der Grenzwand befindet sich ein Stabgeländer. Direkt neben der Einfahrt besteht eine weitere Garagenzufahrt zum Nachbarhaus Nr. 29.

Mit der Gliederung in mehrere Baukörper ist eine maßstäbliche Wirkung des Bürohauses angestrebt worden. Die verputzten Gebäudeteile entsprechen den Größenverhältnissen der älteren Wohnbauten am Wallring. Insgesamt sprengt das Bürohaus mit seiner Größe jedoch den Rahmen der Bebauung des historischen Promenadenrings. Eine rein gewerbliche Nutzung, wie sie hier vorliegt, ist zudem nach der Wallringsatzung nicht zulässig. Besonders negativ fällt die zweifache Tiefgaragenzufahrt ins Auge. Sie beeinträchtigen den Blick in den rückwärtigen Grünraum erheblich und erweisen sich dem Charakter des Promenadenrings als besonders wesensfremd. Darüber hinaus werden Teile des Gartengrundstücks als Parkplatz für PKW genutzt, was die Struktur des Quartiers ebenfalls beeinträchtigt.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)