Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: – – –
Die Güldenstraße war im alten Braunschweig eine der wichtigen Nord-Süd-Straßen des Weichbildes Altstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als westliche Komponente des Kerntangenten-Vierecks vierspurig ausgebaut und bildet heute eine starke Zäsur im Stadtkern. Die Bebauung zeigt sich, auch in den Baufluchten, sehr heterogen und ist noch immer von Lücken gekennzeichnet. Historische Gebäude sind nur im Umfeld der St. Michaeliskirche erhalten geblieben.
Auf einem großen, bislang für eine Tankstelle genutzten Grundstück wurde 2004 ein Bürohaus für eine Baugenossenschaft errichtet. Das Gebäude erstreckt sich über die gesamte Tiefe der Parzelle und reicht rückseitig an die Echternstraße. Im Süden schließt es an das Eckgebäude zur Sonnenstraße an, das als Terrassenhaus mit gestuft zurückgezogenen Stockwerken den Vorstellungen der 1960er Jahre entsprechend gestaltet ist. Im Norden des Bürohauses befindet sich eine größere, unbebaute Fläche.
Das Gebäude bildet eine Komposition aus lagernden und stehenden Baukörpern. Der Südabschnitt wird an der Güldenstraße von einem langgestreckten, zweigeschossigen Baukörper mit vorherrschend horizontalen Wandöffnungen bestimmt. Er ist mit Natursteinplatten verkleidet und korrespondiert dadurch mit dem vertikal ausgerichteten, fünfgeschossigen Kopfbau am Nordende. Dieser Kopfbau springt in den Straßenraum vor und ist durch vertikal angeordnete Fensterelemente geprägt. Beide Gebäudeteile sind einem zurückliegenden Hauptbau angelagert und flankieren den Eingang, dem eine breite Freitreppe vorgesetzt ist.
Der riegelartige Hauptbaukörper des Bürokomplexes ist viergeschossig und zeigt eine weitgehend verglaste Front, die in den beiden oberen Stockwerken kleinteilig gegliedert und zweischichtig angelegt ist. An den Seiten- und Rückfassaden ist er weitgehend verputzt und teilweise mit gelblichen Farbtönen in Wischtechnik gefasst. Der Hauptbau hält mit seiner südlichen Schmalseite einen beträchtlichen Abstand zur Brandwand des Nachbarhauses. Er besitzt einen eigenständig erscheinenden Aufbau mit zwei Staffelgeschossen, die an den turmartigen Baukörper im Norden anschließen.
Die Staffelgeschosse sind weiß verputzt und straßenseitig mit erkerartigen Vorbauten versehen. An diesen sind Holzverkleidungen und auskragende Vordächer angebracht, ihre Fenster zeigen liegende Formate. Vor dem Eingangsbereich tragen zwei schlanke Stahlstützen ein langes, weit auskragendes und verglastes Vordach mit schräger Kante. Das Vordach befindet sich knapp unter der Traufe des 3. Obergeschosses und schließt damit die Glasfront des Hauptgebäudeteils ab. An der Rückseite zur Güldenstraße springt der Hauptbau zweifach vor. Die kammartige Struktur schafft hier entsprechende, offene Hofsituationen, die als asphaltierte Abstellfläche für Fahrzeuge genutzt werden. Die Gebäudevorsprünge ruhen im Erdgeschoss auf Stützen. Ein hoher Metallzaun umgibt die beiden vorspringenden Gebäudeteile und den Hof.
Das Bürogebäude der Baugenossenschaft verstärkt den Eindruck der ungeordnet erscheinenden Szenerie im Verlauf der Güldenstraße. Es handelt sich um einen Gebäudekomplex, der auf Grund seiner Vielfalt an Bauformen, Materialien und Farben in Fragmente zerfällt. Diese Fragmente bauen kaum eine Beziehung zueinander und auch nicht zu ihrer bereits heterogenen Umgebung auf. Die Westseite des Baukomplexes wirkt mit ihren abgezäunten, leblosen Asphaltflächen als wirkliche Rückseite.
Mit der Neubebauung ist die Möglichkeit nicht genutzt worden, den unwirtlichen Eindruck einer städtebaulichen Schneise mit einem ganzheitlich konzipierten Gebäude zu lindern. Hier wäre eine konsequent, aber maßstäblich gestaltete Großform angebracht gewesen. Sie hätte den Stadtraum an der Straßenflucht schließen können und damit Vorbild für die nördlich anzuschließende Bebauung und einen zu gegebener Zeit möglicherweise vorzunehmenden Ersatz des Terrassenhauses zur Sonnenstraße sein können.