Bürohaus Mandelnstraße 6

Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

  1. Nutzung, Bauzeit

    • Bürogebäude
    • Neubau aus dem Jahr 1998
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude

    • geschlossene Bebauung an der Südostseite der Mandelnstraße
    • Nachbargebäude: drei- bzw. viergeschossige Putzbauten mit geneigten Dächern, gegenüber z.T. historische Bebauung
  3. Geschossigkeit und Dachform

    • viergeschossiges Gebäude mit Flachdächern
  4. Baukörpergestaltung

    • riegelartiger Gebäudeteil zur Straßenseite mit Staffelung der Geschosse, entsprechend der Nachbarbebauung
    • Hofgebäude über dreieckigem Grundriss
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung

    • Berücksichtigung der Bauhöhen der Nachbarbebauung
    • Flachdach kontrastiert mit der umgebenden Dachlandschaft
  6. Fassadengestaltung

    • flach strukturierte Fassaden mit stark horizontaler Ausrichtung
    • Wandflächen auf streifenartige Gebäudeenden und Geschossübergänge reduziert
    • wandhohe Verglasungen der Stockwerke
    • zweigeschossige Hofdurchfahrt am westlichen Gebäudeende
  7. Detaillierung

    • sehr knappe Detaillierung
    • Verglasungen mit sparsamer Binnenteilung und kleinflächigen, wechselweise über bzw. unter den Glasflächen angeordneten, geschlossenen Paneelen
    • Hofdurchfahrt mit freistehenden Rundstützen aus Stahl
    • Hoffassade mit Sonnenschutz
  8. Materialien und Farbgebung

    • Wandstreifen und Flächen der Hofdurchfahrt verputzt und weiß gestrichen
    • silberfarbene Teilungen und Paneele in den Verglasungen
    • Sonnenschutz aus silberfarbenen Metalllamellen
    • schwarze Stahlstützen, auch im Gebäude sichtbar
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung

    • elegante Erscheinung und saubere Detaillierung lässt moderne Architektur als spannungsvollen Kontrast zur benachbarten Bebauung erscheinen
    • Hofdurchfahrt schafft Einblick in das Blockinnere und schafft Verbindung zu städtebaulichem Kontext
  10. Abschließende Bewertung: + +

    • positiver Beitrag zum Thema Baulückenschließung mit kompromisslos moderner Architektur
Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

Die Mandelnstraße ist ein kurzer Straßenzug und verbindet den Ägidienmarkt mit dem westlichen Bereich des Magniviertels. An seiner Nordseite ist noch ein kleines Ensemble historischer Bebauung erhalten geblieben. In der südlichen Straßenflucht entstand 1998 ein Bürohaus, das eine seit dem Zweiten Weltkrieg existierende Baulücke füllt.

Der viergeschossige Neubau gliedert sich in einen straßen- und einen hofseitigen Gebäudeteil mit Flachdächern. An der Straßenfront nimmt das Bürohaus die Traufhöhen der benachbarten, schlichten Putzbauten auf. Daher existiert über dem nördlichen Fassadenbereich ein Versprung von drei zu vier Geschossen. Am Südende ist eine breite, über zwei Geschosse reichende Hofdurchfahrt angeordnet. Der hofseitige Gebäudeteil ist, der Grundstücksfläche angepasst, als dreieckiger Baukörper ausgebildet. Hier ist das Erdgeschoss weit eingezogen, sodass ein überdachter Vorbereich mit Stahlstützen entsteht.

Die Straßenfassade ist weitgehend transparent gestaltet und zeigt wandhohe Verglasungen. Wandflächen sind auf schmale, weiß gestrichene Streifen an den Gebäudeenden und an den Geschossübergängen reduziert. Die Fassadengliederung ist betont horizontal und glatt. An der Hofdurchfahrt ist ein zweigeschossiger Eingangsbereich ausgebildet, was an dem hier nicht durchlaufenden Geschossübergang ersichtlich wird.

Die Glasflächen zeigen eine großmaßstäbliche Gliederung durch Pfosten und Riegel. In den Glasflächen befinden sich im Wechsel über bzw. unterhalb der Fensterfelder angeordnete, schmale Metallpaneele. Entsprechende Metallelemente zeigen sich in wandhoher Ausführung auch an den Gebäudeenden. An der Hoffassade ist in den entsprechend der Straßenfront gestalteten Obergeschossen ein Sonnenschutz aus Metalllamellen angebracht. Die Decke der Durchfahrt wird von vier schlanken Rundstützen aus Stahl getragen. Sie bilden eine breite, mittlere Einfahrt und schmale, seitliche Durchgänge.

Das ursprünglich für ein renommiertes Architekturbüro konzipierte Gebäude ist einer der am konsequentesten modern gestalteten, jüngeren Neubauten der Innenstadt. Mit seiner eleganten Fassade fügt er sich dennoch in den Straßenraum der Mandelnstraße ein, obwohl die weitgehende Verglasung und rigide horizontale Gliederung mit der umgebenden Bebauung stark kontrastiert. Die positiven Qualitäten des Hauses sind die Transparenz der Fassade, eine sorgfältige Detaillierung der knapp ausgebildeten Details und die Einfahrt mit Blick in den kleinen Hof. Reizvoll ist die Spiegelung der gegenüberliegenden Altbebauung und der Gesamtblick in den Straßenzug mit der im Hintergrund aufragenden Ägidienkirche.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)