Nutzung, Bauzeit
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude
Geschossigkeit und Dachform
Baukörpergestaltung
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung
Fassadengestaltung
Detaillierung
Materialien und Farbgebung
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung
Abschließende Bewertung: + + +
Im Umfeld der Ägidienkirche ist ein kleinteiliges Stadtquatier erhalten geblieben, zu dem auch der kleine Platz zwischen Ägidienstraße und Hinter Liebfrauen gehört. Hier entstand auf einem äußerst minimierten Restgrundstück 2004 ein Bürohaus mit Wohnung. Das viergeschossige Gebäude schließt an den Brandgiebel eines gründerzeitlichen Wohnhauses an und besitzt ein Flachdach. Als Kopfbau der Häuserzeile ist das Bürohaus dreiseitig freistehend. In der unmittelbaren Umgebung befinden sich der bemerkenswerte Jugendstilbau des ehemaligen Konsumvereins und die Kapelle der freikirchlichen Gemeinde. Reizvoll ist der Blick über den kleinen Platz zur erhöht stehenden Ägidienkirche, die hier das Quartier dominiert.
Das mit einem klaren Konzept entworfene Büro- haus zeigt zwei weitgehend verglaste Seitenfronten, während die Stirnfassade mit einer gefälzten Kupferverkleidung versehen ist. Diese setzt über dem Erdgeschoss und der dortigen Eingangssituation an und geht, über eine Rundung vermittelt, direkt in die Dachfläche über. Damit wirkt die Verkleidung wie ein Überzug, der über das Gebäude gestreift ist. Dieser Eindruck wird durch die vorspringenden, verglasten Seitenfassaden noch verstärkt. Dadurch wirkt das Gebäude als eigenständiger Baukörper, über den die Verkleidung hinwegzieht.
An der Stirnfront und an der Südfassade ist das Erdgeschoss mit einer lamellenartigen Holzverkleidung versehen, hier sind unauffällig Garagen unter- gebracht. Über dem Hauseingang schiebt sich die Kupferverkleidung als Vordach heraus. Das 3. Obergeschoss birgt die Wohnung, hier sind die seitlichen Fassaden unter die Bedachung eingezogen. Über den Büroetagen konnten somit Dachterrassen angelegt werden.
Die gleichartigen Glasfronten der Seitenfassaden zeigen ihrer Ausrichtung entsprechende Unterschiede An der Nordfassade befindet sich das von außen einsehbare Treppenhaus, während die Büroräume nach Süden orientiert sind. Die Südfassade ist mit Sonnenschutzelementen ausgestattet. Die Pfosten-Riegel-Konstruktionen der Glasfassaden zeigen eine differenzierte Gliederung mit Brüstungszonen und schwenkbaren Fensterelementen. An der Stirnfront befinden sich asymmetrisch angeordnete Fenster im Querformat.
Der Neubau des Bürohauses ist als schöner Beitrag zur Stadtreparatur eines von kleinteiliger Bebauung gekennzeichneten Quartiers zu werten. Die Bebauung eines derart kleinen Grundstücks ohne zugehörigen Freiraum ist zudem unkonventionell und mutig. Statt einer hässlichen Brandwand lenkt nun eine kompromisslos moderne und selbstbewusste, aber maßstäbliche Architektur die Blicke auf sich. Zugleich erhält der kleine Platzraum wieder seine Geschlossenheit.