Bürohaus Wilhelmitorwall 28

Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Bürohaus
    • errichtet in den 1990er Jahren
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • freistehende Bebauung an der Westseite der Wallstraße
    • Nachbargebäude: im Norden bedeutender Villenbau von C. T. Ottmer (1839), im Süden gründerzeitlicher Wohnbau
    • Tiefgaragenzufahrt an der Nordseite
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • dreigeschossiger Bau mit Flachdach
  4. Baukörpergestaltung:

    • rechteckiger Baukörper mit Vorsprüngen an der Straßenfront (Risalite), das 2. Obergeschoss leicht zurückspringend (Effekt eines Staffelgeschosses)
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • Maßstab und Dachform stehen in gewissem Kontrast zur umgebenden Wallringbebauung
  6. Fassadengestaltung:

    • symmetrisch, Erd- und Obergeschoss mit verputzten Lochfassaden
    • hochrechteckige, in Gruppen platzierte Fenster
    • mittiger Eingang mit vertikalem Treppenhausfenster
    • oberste Etage (Staffelgeschoss) mit Schalung verkleidet
    • auskragendes Flachdach
  7. Detaillierung:

    • Rechteckfenster mit feststehenden Brüstungsfeldern, sprossenlose Dreh-Kipp-Flügel
    • Gesimsstreifen zwischen den Risaliten
    • zusammenfassende Gliederung der oberen Risalit- und Staffelgeschossfenster
    • horizontale Schalung
  8. Materialien und Farbgebung:

    • gelb gestrichene Putzflächen
    • Gliederungen, hölzerne Fensterrahmen und Holzschalung in Blauton angelegt
    • Flachdach mit weißer Untersicht und Traufe aus Zinkblech
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • intensive Farbgebung fällt etwas aus dem Rahmen
  10. Abschließende Bewertung: –

    • Bauvolumen und rein gewerbliche Nutzung beeinträchtigen den Wallringbereich
    • Tiefgaragenzufahrt stellt in Nachbarschaft zu bedeutendem Baudenkmal starke Beeinträchtigung der Freiraumgestaltung dar
Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

In den 1990er Jahren entstand an der Westseite des Wilhelmitorwalls ein dreigeschossiges Bürogebäude. An der schrägen Grundstücksgrenze zum Nachbarhaus Nr. 29 befindet sich eine zugehörige Tiefgarageneinfahrt. Das Nachbargebäude Nr. 29 gehört zu den wertvollsten Villenbauten Braunschweigs, der Entwurf stammt von C. T. Ottmer (1839). Im Süden des Gebäudes befindet sich ein Gründerzeithaus.

Wilhelmitorwall 28 ist dreigeschossig, wobei die oberste Etage niedriger, farblich abgesetzt und leicht zurückspringend ausgebildet ist. Es wirkt damit als Staffelgeschoss. Darüber befindet sich ein deutlich auskragendes Flachdach. Die Fassade ist symmetrisch und zeigt an den Enden Vorsprünge in Form von Risaliten. Über dem schmalen Vordach des mittigen Eingangs zeigt ein schlitzartiges, bis in das oberste Stockwerk reichende Fenster das Treppenhaus an. Die hochrechteckigen Fensteröffnungen sind seitlich des Eingangs und an den Risaliten jeweils gruppiert.

Erd- und 1. Obergeschoss sind verputzt und gelb gestrichen, während das 2. Obergeschoss mit einer horizontalen Holzschalung verkleidet ist. Die Risalitfenster im Obergeschoss sind mit den Fenstern der obersten Etage gestalterisch zusammengezogen und durch ein Raster gegliedert. Sie bilden damit Uförmige Einschnitte in die Putzflächen der Risalite. Schalung, Fensterahmen, die Gliederungen der Risalitfenster zeigen einen blauen Farbton. In gleicher Farbe ist ein zwischen den Risaliten verlaufender Gesimsstreifen in Höhe der Obergeschossfenster gehalten. Die Fenster sind horizontal in einen niedrigen, feststehenden Brüstungsbereich und ungeteilte Dreh-Kipp-Flügel geteilt.

Seitlich der schräg geführten Tiefgarageneinfahrt befinden sich Betonwände und eine verputzte Grenzmauer zum Grundstück Nr. 29.

Mit der Grundform des Bürohauses (Symmetrie, Risalite) werden historische Vorbilder wie der benachbarte Villenbau von Ottmer zitiert. Das Gebäude fällt durch seine Größe, Farbgebung und einseitige Nutzung für gewerbliche Zwecke jedoch aus dem Rahmen der Wallringbebauung. Besonders störend wirkt die Tiefgarageeinfahrt, die unmittelbar neben einem bedeutenden Baudenkmal eine unverträgliche Zäsur in der Freiraumgestaltung bildet. Hier findet sich der entscheidende Ansatzpunkt für eine kritische Betrachtung von Wilhelmitorwall 28.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)