Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: – – –
In einem der meistfrequentierten Bereiche des Braunschweiger Geschäftszentrums befindet sich in markanter Ecklage zwischen Schuh- und Stephanstraße das Geschäftshaus Schuhstraße 27. Die Gebäudeecke dominiert den östlichen Teil der Schuhstraße, der großenteils noch von Altbauten geprägt wird. An der Schuhstraße schließt ein weiteres modernes Geschäftshaus an das Gebäude an, während auf dem Nachbargrundstück an der Stephanstraße ein Hof mit Fachwerkhäusern erhalten geblieben ist.
Das Gebäude Schuhstraße 27 stammt ursprünglich von 1956 (Kimmich-Haus). Es handelte sich um eine qualitätvolle Architektur der Epoche des Wiederaufbaus. Die Seitenfronten des Gebäudes waren über der Schaufensterzone mit gelben Spaltklinkern verkleidet und besaßen quadratische Fenster. An den Anschlüssen zu den Nachbargebäuden an Schuhund Stephanstraße waren/sind Treppenhäuser angeordnet. Sie treten äußerlich als vertikale Elemente in Erscheinung. Über den Traufkanten zeigen sich die Stahlrahmen der Fassadenkonstruktion. Im Blickpunkt der Schuhstraße wurde die rundliche Ecksituation des Hauses vertikal gegliedert und mit großflächiger Verglasung gestaltet. Diese Gebäudeecke gab dem Geschäftshaus einen eleganten, unverwechselbaren Charakter. 1987 wurde die Ecksituation des KimmichHauses überformt und mit Natursteinplatten verkleidet.
Im Jahr 2008 erfolgte eine erneute, nun umfassende Umbaumaßnahme für die Nutzung als Bekleidungsgeschäft für eine jüngere Zielgruppe. Die Bausubstanz wurde bis auf die tragenden Strukturen entkernt. Die Fassaden und die Ecksituation entstanden völlig neu.
An den Flanken sind die neuen Fronten über der Schaufensterzone mit Vorhangfassaden gestaltet. Diese vollflächig verglasten Fassadenelemente lassen keine Unterteilung in Geschosse erkennen. Sie sind mit durchgehend diagonal verlaufenden Pfosten und Riegeln so gegliedert, dass eine großflächige Maschenstruktur entsteht. Über der mit schlanken Pfosten geteilten Schaufensterzone besteht ein gesimsartiges Band, über dem die Vorhangfassade leicht auskragt. Die Treppenhäuser an den Fassadenenden und die Stahlrahmen über der Traufkante sind beibehalten. Ihre Glasflächen zeigen bedruckte Muster
Das Hauptaugenmerk der Baugestaltung liegt wieder auf der Ecksituation mit dem Ladeneingang. Über dem Eingang und einem darüber angeordneten Schaufenster im 1. Obergeschoss ist eine großflächige LEDBildwand aufgespannt. Zu beiden Seiten der Wand existieren zwei flankierende Stelen mit linsenförmigem Grundriss. Diese Stelen besitzen schwarze bzw. metallische Oberflächen und sind diagonal angeordnet, um visuell auf die Eingangssituation hinzuleiten. Die Bildwand ragt entschieden über die flankierenden Elemente hinaus. Über dem Eingang befindet sich ein großflächiger Werbeschriftzug.
Das Erscheinungsbild des Geschäftshauses Schuhstraße 27 stellt sich seit der Umbaumaßnahme von 2008 in städtebaulicher und gestalterischer Hinsicht als sehr problematisch dar. Dies gilt in besonderem Maße für die Ecksituation. Hier ist nicht nur der grobe Maßstab der Detaillierung zu bemängeln. Die Installation der riesigen LED-Bildwand wirkt außer Betrieb als unangenehme schwarze Fläche, die obendrein von schwarzen Metallkörpern flankiert wird. Während der Betriebszeiten fungiert die Bildwand in erster Linie als Werbeträger für das im Gebäude ansässige Unternehmen. Bisweilen werden öffentliche und kulturelle Inhalte aus Stadt und Region angezeigt. Im Vorfeld der Baumaßnahme wurde als Argument ins Feld geführt, man betreibe technische Innovation und schaffe größere Aufmerksamkeit für Braunschweig.
Die Kritik an der übergroßen Werbewand kann als fundamental angesetzt werden. Hier lenkt ein privates Unternehmen die allgemeine Aufmerksamkeit in unverhältnismäßiger Weise auf sich und sein alltägliches Warenangebot. Diese Tatsache wird durch den geradezu monumental erscheinenden, schrill in Rot leuchtenden Schriftzug noch unterstrichen. All dies befindet sich in einer historisch gewachsenen Umgebung und in Sichtweite der Westfassade des Doms.
Die Fassadengestaltung der Gebäudeflanken betonen den Eindruck einer ungegliederten Großform, da die Gliederung der Glasfronten mit diagonalen Elementen als undifferenziertes Muster wie Streckmetall wirkt. Die Formensprache der Fronten steht in starkem Kontrast zu den historistischen Geschäftshäusern an der Südseite der Schuhstraße.
Abschließend kann das Ergebnis der Neugestaltung des in markanter Ecklage befindlichen Geschäftshauses Schuhstraße 27 als unverhältnismäßig starker Kontrast zu den im Umfeld erhaltenen Baudenkmälern beurteilt werden.