Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: - -
Der Straßenzug Hinter Liebfrauen verbindet das Geschäftszentrum mit der Stobenstraße, einem Strang des vielbefahrenen Kerntangentenvierecks innerhalb der Innenstadt. Sein Name rührt von dem in nahe gelegenen ehemaligen Aegidienkloster her – die ehemalige Benediktinerkirche war auch der Hl. Maria geweiht. So trug auch des Hinter Liebfrauen angesiedelte Waisenhaus (urspr. Spital) den Namen Beatae Mariae Virginis. Das langgestreckte klassizistische Gebäude des einstigen Waisenhauses schließt direkt an den hier betrachteten Neubau Hinter Liebfrauen 1 an.
Das fünfgeschossige Wohnhaus entstand im Jahr 2020 an Stelle eines zuvor abgebrochenen „Gründerzeit“-Gebäudes aus dem späten 19. Jahrhundert.
Das auf einer relativ schmalen Parzelle errichtete Haus nimmt die Traufhöhe des rechts anschließenden Wohngebäudes aus der Nachkriegszeit auf. Das mit Ziegeln gedeckte Satteldach ist ebenfalls an der Dachform des Nachbarhauses orientiert. Die Putzfassade (Wärmedamm-Verbundsystem) gliedert sich in ein Erdgeschoss mit zwei Garagentoren und dem links positionierten Hauseingang. Über der Eingangsöffnung erstreckt sich ein vertikales Band mit vier bodentiefen Fenstern. Über den Einfahrten ist der Fassadenbereich durch vier Balkone mit schrägen Vorderkanten optisch zusammengefasst. Jeder Balkon wird durch paarig angeordnete Fenstertüren erschlossen. Mit der Farbgebung der Fassaden-“Rücklage“ in dunkelgrauem Ton und des „Wohnbereich“ mit den Balkonen in Weiß ergibt sich ein lebhafter Kontrast innerhalb der asymmetrisch gegliederten Front. Die Balkonbrüstungen sind verglast. Über der Traufe durchstößt ein ebenfalls weißer Kubus zurückliegend die geneigte Dachfläche, so dass hier eine schmale Dachterrasse ausgebildet ist.
Der entscheidende Kritikpunkt an der Baumaßnahme ist der Abbruch eines Gebäudes des Historismus – auch wenn es sich hier um kein bedeutendes Zeugnis dieser Epoche gehandelt haben mag.
Der Wohnhausneubau bietet mit seinem Farbkontrast und der durch die Balkone erzeugte Plastizität zwar ein lebhaftes Bild, seine Architektur ist jedoch auch aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft zu einem bedeutenden Baudenkmal kritisch zu bewerten. Das Erdgeschoss ist mit seinen Garageneinfahrten – gerade im Gegensatz zu dem hier ursprünglich befindlichen Ladengeschäft – als abweisend zu bewerten. Der Hauseingang wirkt im Vergleich zur Plastizität der Front geradezu mickrig. Die stark vorkragenden Balkone zeigen sich in einer dichtbebauten Innenstadtlage mit historischem Umfeld (Waisenhaus, Konsumverein, St. Aegidien) als völlig untypisch.