Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: -
Der Kattreppeln gehört zum Fußgängerbereich der Innenstadt Braunschweigs. Hier wurde in zentraler Lage 2011 ein neues Geschäfts- und Bürohaus eröffnet. Es handelt sich um ein langgestrecktes Gebäude, dessen Fassade einen Großteil der westlichen Straßenfront einnimmt. Der Neubau entstand an Stelle eines Postverwaltungsgebäudes aus den 1950er Jahren sowie zweier Wohn- und Geschäftshäuser mit schlichten Putzfassaden und Satteldächern am Nordende der Straßenzeile. Während das Postgebäude mit deutlich zurückgesetzter Front positioniert war, ist die Fassade des Neubaus an der von der Nachbarbebauung vorgegebenen, historischen Straßenflucht ausgerichtet. Im Süden schließt ein Gebäude aus der Zeit um 1900 mit Jugendstildekor an, während das neue Geschäftshaus im Norden an ein 1909 errichtetes Warenhaus mit hochwertiger Natursteinfassade angrenzt. Im Hofbereich wurde ein Teil des Altgebäudes der Postverwaltung aus dem späten 19. Jahrhundert (denkmalgeschützte Fassade) in den Neubau einbezogen.
Das viergeschossige Gebäude ist horizontal in zwei hohe Ladengeschosse und zwei niedrigere Büroetagen unterteilt. Die Fassade ist durchgehend mit hellgrauen Natursteinplatten mit sauberen Verfugungen verkleidet. Die massiven Fassadenbereiche treten aufgrund der großflächigen Fenster lediglich als mehr oder weniger breite Pfeilerabschnitte und Horizontalstreifen ohne gliedernde Elemente in Erscheinung. Im Erd- und 1. Obergeschoss (Ladengeschosse) sind die breit angelegten Fenster- und Eingangsöffnungen bodentief, während sie in den Bürostockwerken mit Brüstungen ausgebildet sind. Es dominieren betont querrechteckige Wandöffnungen, wobei die Bürofenster im 2. und 3. Obergeschoss teilweise als Fensterbänder angelegt sind. Die Fensterlaibungen sind mit knappen Stahlrahmen eingefasst, die Fensterverglasungen selbst zeigen schlanke Rahmungen aus Messing und ebenso schlanke Teilungsstäbe. Die Ausführung der Fassadendetails zeigt hohe Präzision und Qualität. Ein Ladeneingang ist mit einer orangefarbenen Rahmenverkleidung betont.
Die Variation und Platzierung der Wandöffnungen sind entscheidender Faktor der Fassadengestaltung. Sämtliche Eingangs- und Fensteröffnungen sind, mit wechselnden Breitformaten, geschossweise gegeneinander versetzt in die Fassade eingefügt. Hinzu kommen wechselweise mit Laibungen oder außen bündig angeordnete Fensterverglasungen. Ein weiteres Gestaltungsmittel sind in horizontaler Richtung leicht schräge Verglasungen. In den beiden oberen Stockwerken ist auch ein Teil der gesamten Fassadenoberfläche leicht keilförmig eingeschwenkt, dass er an eine vorstehende Kante der normalen Fassadenflucht stößt. In der schrägen Fassadenfläche sitzen die Fensterbänder außen bündig.
Aus der Fußgängerperspektive ist die lange Straßenfront nur in starker Verkürzung zu betrachten. Die variierenden Fensterformate, ihre gegeneinander verschobene Platzierung und die leichten Schrägstellungen von Fensterflächen und eines Fassadenabschnitts lockern diese Front auf. Allerdings erscheinen die geschilderten Entwurfselemente willkürlich und spiegeln nicht die Grundrissdisposition im Inneren des Hauses wider. Letztlich sollen sie die Breitenwirkung der langgestreckten Fassade mildern.
Der Neubau dieses Geschäfts- und Bürohauses ist ein Beispiel für die Tendenz einer weiteren baulichen Verdichtung in der Innenstadt unter Ausdehnung der Gebäudegrößen mit Beseitigung kleinteiliger Strukturen. Eine Tendenz, die aufgrund wirtschaftlicher Aspekte nicht immer zu vermeiden ist und bereits in den Jahren um die Jahrhundertwende 1900 beobachtet werden kann.
Die letztlich großmaßstäbliche Fassadengestaltung kontrastiert zu den historischen Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung und auch zu den schlichten Fronten der Nachkriegsbebauung. Störend wirkt die orangefarbene Betonung eines der Ladeneingänge. Trotz hochwertiger Materialien und einer soliden Ausführung erscheint das Geschäfts- und Bürohaus im Zusammenhang mit einer noch von kleinteiligen Strukturen und von Baudenkmälern geprägten Umgebung problematisch.