Nutzung, Bauzeit
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude
Geschossigkeit und Dachform
Baukörpergestaltung
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung
Fassadengestaltung
Detaillierung
Materialien und Farbgebung
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung
Abschließende Bewertung: + + +
Für das Kleine Haus des Braunschweiger Staatstheaters wurde, nach einem Architekturwettbewerb, ein 1996 vollendeter Neubau errichtet. Sein Standort befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Großen Haus, das 1856-61 innerhalb des ehemaligen Herzoglichen Parks entstanden ist. Das Kleine Haus befindet sich auf einem dreiecken Grundstück, das die spitzwinklige Ecke zwischen dem Magnitorwall und der ehemaligen Friesenstraße (heute Anna-AmaliaPlatz) abschließt. Vor der Baumaßnahme bestand auf der städtebaulich bedeutenden Parzelle noch eine kriegsbedingte Brachfläche.
Der Theaterbau gliedert sich in einen massiven und einen transparent gestalteten Bereich. Die massiven Gebäudeteile sind an den Fassaden mit Natursteinplatten verkleidet und schließen an die Nachbarbebauung an. Diese Anschlüsse sind jedoch mit deutlichen Fugen ausgebildet. Am Magnitorwall ist die Fuge zu dem angrenzenden Gründerzeitbau transparent gestaltet und beinhaltet ein Treppenhaus. Die Treppenläufe erschließen das Kleine Haus selbst und den benachbarten Gründerzeitbau, der ebenfalls für die Zwecke des Theaters genutzt wird.
Die Glasfront des Treppenhauses ist mit balkonartigen Austritten versehen. Der anschließende, als Kubus wirkende, massive Gebäudeteil ist mit Ausnahme einer Loggia im Hochparterre weitgehend geschlossen. Er zeigt in den drei oberen Geschossen lediglich kleine Rundfenster. Dieser Kubus wid von einem deutlich überstehenden Flachdach abgeschlossen, das über einem Fensterband zu schweben scheint. Im obersten Stockwerk befindet sich eine gastronomische Einrichtung mit Freiterrasse über dem nördlichen Gebäudeteil.
An den massiv wirkenden Baukörper schließt der nördliche, transparente Gebäudeteil an, der als Rundbau die Ecksituation wirkungsvoll betont. Dieser Gebäudeteil erhält seine primäre Gliederung durch schlanke Rundstützen aus Stahl und einen auskragenden Umgang im Obergeschoss. Seine weitgehend verglasten Außenwände sind im Erdgeschoss so weit eingezogen, dass hier eine Laubengangsituation entsteht. Damit ist gleichzeitig ein Wetterschutz für den dortigen Haupteingang gegeben.
Das hohe Erdgeschoss beinhaltet das transparent gestaltete Foyer. Im Obergeschoss springt die Fassade bis in Flucht der Rundstützen vor. Das 2. Obergeschoss ist mit horizontal strukturierten Metallplatten verkleidet und zeigt ein schmales Fensterband. Damit zeichnet sich der prägende Rundbau an der markanten Ecksituation durch eine differenzierte Kombination von vertikalen und horizontalen Elementen aus.
An der Westfassade geht der Rundbau in eine geradlinige Fassade über und läuft wieder gegen den massiven Gebäudeteil. Dieser ist hier geschossweise gestaffelt, wobei der geschlossene Bühnenturm über den gesamten Theaterbau herausragt. Prägend für die Ansicht am Anna-Amalia-Platz ist auch eine massive, dreiläufige Außentreppe, die dem Bau vorgelagert ist. Der große Wandbereich vor dem Bühnenturm zeigt einen großen Einschnitt mit zweigeschossiger Loggia.
Das Kleine Haus ist ein gelungenes Beispiel für ein zeitgemäß gestaltetes, öffentliches Gebäude mit kultureller Nutzung. Es besetzt eine wichtige städtebauliche Situation und wirkt hier als Blickfang. Die differenziert-transparente Erscheinung des gerundeten Gebäudeteils zeigt sich einladend und offen. Mit dem geschlossen wirkenden, mit Natursteinen verkleideten Gebäudebereichen ist der Bezug zu den älteren Nachbargebäuden gegeben. Positiv erscheint auch die Einbeziehung historischer Bausubstanz in das Gesamtprojekt, wie dies hier anhand des Gründerzeithauses am Magnitorwall geschehen ist.