Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: – –
Mit der Rekonstruktion der Schlossfassaden, der Errichtung der Schloss-Arkaden und der umfassenden Umgestaltung des Bohlweges ist dieser zentrale Bereich der Stadt in den Fokus weiterer Planungen und Baumaßnahmen geraten. Somit entstand 2008 innerhalb des Baublocks zwischen Bohlweg und Ritterbrunnen auch das Schloss-Carree. Es beinhaltet als Gesundheitszentrum vorwiegend Arztpraxen und entsprechende Ladengeschäfte. Der umfangreiche Gebäudekomplex ist mehrteilig angelegt und besetzt den Standort der ehemaligen, offenen SteinwegPassage.
Das Hauptgebäude befindet sich an der Ecke Schlossplatz/Ritterbrunnen. Hier befand sich vor dem Bau ein mit Bäumen bewachsener Hügel, ein letzter Rest des ehemaligen Schlossparks. Weitere Fassaden bildet das Schloss-Carree am Bohlweg und am Ritterbrunnen aus. Zwischen Bohlweg und Schlossplatz befindet sich eine abgewinkelt verlaufende Passage. An der Ecke zum Ritterbrunnen wurden ein in den 1960er Jahren errichtetes Wohn- und Geschäftshaus und daneben ein Gründerzeitbau, am Bohlweg zudem ein weiterer Nachkriegsbau in den Komplex einbezogen.
Das Hauptgebäude des insgesamt sechsgeschossigen Carrees ist durch eine komplexe Schichtung der Geschosse gekennzeichnet. Im Anschluss an das westlich benachbarte Gebäude zeigt sich die Fassade in konventionellem Aufbau, wobei hier die beiden unteren Geschosse zurückspringen und die tragenden Stützen nach außen treten. Die unteren Etagen knicken vor dem Passageneingang ab und bilden in der Ladenstraße eine Binnenfassade aus. Vor dem 1. Obergeschoss befindet sich ein Balkon als Freiterrasse für einen gastronomischen Betrieb.
Die darüber befindlichen Stockwerke springen jeweils weit nach Osten vor und überdachen damit den zurückliegenden Eingang in die Passage. Der Eingangsbereich der drei Geschosse hohen Passage ist verglast und schließt übereck an das einbezogene Gebäude am Ritterbrunnen an. Das 3. Obergeschoss endet kurz vor der Ecksituation des Passageneingangs, während das Stockwerk darüber noch einmal weit nach Osten vorspringt und von Betonstützen getragen wird. Das Erscheinungsbild erzeugt den Eindruck von ausgezogenen Schubladen. Das oberste Stockwerk ist als Staffelgeschoss ausgebildet und übernimmt im Osten wieder die Flucht der unteren Etagen.
Die Verglasung am schräg gestellten Passagenzugang ist mit Pfosten und Riegeln vorwiegend in querrechteckige Felder geteilt. In den Stockwerken zeigt sich eine betont horizontale Ausrichtung. Die Geschossübergänge sind mit weißen Putzflächen betont, diese fassen die durchlaufenden, wandhohen Glasflächen der dortigen Büroräume ein. Zwischen diesen rhythmisch gegliederten Glasflächen sind in unregelmäßigen Abständen senkrechte Paneele eingefügt. Sie geben den Fassaden mit ihren grünen und blauen Tönungen Farbakzente. Vor den Fensteröffnungen befinden sich Metalljalousien als Sonnenschutz.
Die Fassaden der Gebäudeteile Bohlweg und Ritterbrunnen zeigen ein gleiches Schema mit weißen Putzflächen, Fensterbändern mit farbigen Paneelen und Staffelgeschossen. Auf den Dachflächen sind die Anlagen der Haustechnik entsprechend ihrer Funktion angeordnet.
Das Schloss-Carree ist ein ambivalent zu beurteilender Gebäudekomplex. Er trägt zur neuen Urbanität im Umfeld des Schlosses deutlich bei. Die Überbauung der seit längerer Zeit heruntergekommenen Steinweg-Passage ist in jedem Fall positiv zu bewerten. Mit der mutigen, transparenten Architektur ist ein interessanter Blickfang entstanden.
Diese Architektur zeigt mit den weit auskragenden Geschossen jedoch einen unverhältnismäßig wirkenden Konstruktivismus. Eine logische, den Gesetzen der Statik entsprechende Ableitung der Lasten ist für den unkundigen Betrachter nicht ersichtlich (Auskragung 3. Obergeschoss). Zudem musste für den Neubau durch Entfernung des bewachsenen Hügels ein letzter Rest des Grünraums im Umfeld der ehemaligen Residenz verschwinden.
Die anfänglich unaufgräumt wirkende Anordnung haustechnischer Elemente (Be- und Entlüftung) auf der Dachfläche konnte durch Verkleidung inzwischen gemildert werden.