Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: – – –
An der Westseite der Breiten Straße entstand 2010/11 ein Erweiterungsbau des Gymnasiums Martino-Katharineum. Er beherbergt Gruppenräume für den Ganztagsunterricht und eine Mediathek. Das seit den 1950er Jahren an dieser Stelle befindliche Hausmeisterhaus wurde vor dem Baubeginn beseitigt. Zwischen dem Neubau und der Schulturnhalle, in deren Stirnfront das Renaissanceportal des alten Martineums am Bankplatz eingefügt ist, entsteht ein Vorhof. Im Süden ist der Bereich zwischen Schulgrundstück und Altstadtrathaus (Autorshof) unbebaut, dort befinden sich Parkplätze. Vor der Zerstörung und den folgenden Abrissen standen hier große, steinerne Patrizierhäuser mit Kemenaten.
Der Erweiterungsbau zeigt sich als dreigeschossiger, freistehender Kubus mit Flachdach. Er besitzt leicht strukturiert verputzte Fassaden mit hellbeigem Anstrich. Sein Eingang befindet sich an der Nordwestecke auf dem Schulgelände. Das zweigeschossige Foyer ist durch eine entsprechend hohe und übereck angelegte Verglasung gekennzeichnet. Neben der Eingangssituation ist an der rückseitigen Westfassade ein breiter Austritt des dortigen „Forums“ vorhanden. An der Straßenseite ist eine unauffällig in die Putzfassade eingefügte Fluchttür (Treppenhaus) eingefügt.
Über die Fassaden sind unregelmäßig querrechteckige Fensteröffnugen unterschiedlicher Breite verteilt. Sie sind mit teilweise asymmetrisch gestalteten, weißen Putzrahmen von den Wandoberflächen abgesetzt. Eine der Rahmungen im 2. Obergeschoss erstreckt sich übereck. Die Verglasungen des Foyers und der Fenster zeigen schwarze Pfosten und Riegel.
Der flachgedeckte Solitärbau der Schulerweiterung erweist sich im Kontext der Breiten Straße und in unmittelbarer Nähe zum Altstadtmarkt als Fremdkörper. Die Breite Straße ist nach 1945 weitgehend auf ursprünglichen Parzellen mit schlichten Putzbauten aufgebaut worden, deren geneigte Dächer mit Ziegeln gedeckt sind. An der östlichen Straßenflucht zeigt die geschlossene Bebauung noch das lebhafte Spiel leicht unterschiedlicher Baufluchten.
Der freistehende Kubus verhindert mit seiner Befensterung sämtlicher Fassaden die Herstellung einer städtebaulich wünschenswerten, geschlossenen Bauflucht zwischen Altstadtrathaus und Schulkomplex. Damit ist die bisherige Perforierung des Stadtraums an einem sensiblen Ort wie dem Umfeld des Altstadtmarktes vorerst festgeschrieben.
Trotz der Wahl von Putzfassaden und einer dezenten Farbgebung fällt die Fassadengestaltung des Schulbaus mit ihrer willkürlich erscheinenden Befensterung aus dem Rahmen. Fensterformate und -verteilung korrespondieren nicht mit der umgebenden Bebauung. Eine Gliederung der Fronten ist im Übrigen nicht vorhanden. Schwerwiegend ist die straßenseitige Erdgeschosszone, die in ihrer Geschlossenheit leblos und geradezu abweisend gestaltet ist.
Leider ist es nicht gelungen, die notwendige bauliche Erweiterung der ehrwürdigen Lehranstalt des Martino-Katharineum für eine Arrondierung der von einer großen Baulücke geprägten Westseite der Breiten Straße zu nutzen. Stattdessen entstand ein Gebäude ohne Bezug zum Straßenraum und zur umgebenden Bebauung.