Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: -
Am Nordende der Wendenstraße existierte bis in die jüngste Vergangenheit eine Baulücke mit provisorischer Flachbebauung: Zwischen zwei Brandgiebeln von viergeschossigen Gebäuden aus den 1950er Jahren war ein eingeschossiger Ladenbau errichtet. Der Hofbereich diente als ungestalteter Parkplatz. Die Parzelle reicht bis in die Nähe des markanten Zusammenflusses der drei innerstädtischen Okergräben südlich des Inselwalls.
In den Jahren 2011/12 entstand in der Baulücke und auf dem rückwärtigen Grundstück eine mehrteilige Wohnanlage. Bei den archäologischen Ausgrabungen im Vorfeld der Baumaßnahme konnte ein ansehnlicher Rest der nördlichen Stadtmauer ausgegraben werden. Die Untersuchungen ergaben, dass dieser aus der Zeit Heinrichs des Löwen stammte (1178, dendrochronologische Datierung eines hölzernen Bauteils). Leider wurde dieses bedeutende Geschichtszeugnis im Zuge des Bauvorhabens beseitigt. Für das sorgfältig abgetragene Mauerfragment ist in der Nähe eine museale Präsentation vorgesehen.
Der mehrteilige Gebäudekomplex besteht aus einem straßenseitigen Vorderhaus und einer gestaffelten Bebauung im rückwärtigen Grundstücksbereich. Die beiden Bauteile sind nicht miteinander verbunden. Auch gestalterisch zeigen die Gebäudeteile signifikante Unterschiede. Für die Wirkung im Stadtraum erscheint die Ostfassade des Vorderhauses an der Wendenstraße prägend.
Der Baukörper des Vordergebäudes ist als schlichter Kubus in die Baulücke zwischen den Wohn- und Geschäftshäusern aus den 1950er Jahren eingepasst. Die beiden Nachkriegsgebäude zeigen Putzfassaden mit Schaufenstern im Erdgeschoss, Einzelfenster und Satteldächer mit Ziegeldeckung. Das Vorderhaus des Schubert-Hofes ist dagegen fünfgeschossig und schließt mit einem Flachdach ab. Seine Straßenfront weist eine betonte Horizontalgliederung auf. Die seitliche Lage der Hofdurchfahrt am südlichen Fassadenende verleiht ihr einen asymmetrischen Akzent. Über die Durchfahrt wird die zugehörige Hofbebauung erschlossen, außerdem birgt er im vorderen Bereich den Zugang in das Treppenhaus. Während die große, leicht hochrechteckige Torfahrt ohne Rahmung in die grauen Putzfassade eingeschnitten ist, sind sämtliche Fensteröffnungen in der Straßenfront gestalterisch zusammengezogen. Querrechteckige und leicht vorstehende Metallrahmungen vereinen die Fenster und die zwischenliegenden Wandbereiche zu Bändern, die sich in den drei obersten Stockwerken über die gesamte Front erstrecken. Im Erdgeschoss wechselt neben der Torfahrt eine höhere Fenstergruppe zur Belichtung des Treppenhauses mit einem hochliegenden und niedrigen, schlitzartigen Fensterband. Demnach zeigt sich das Erdgeschoss eher geschlossen. In den darüber liegenden Stockwerken sind die Fensterbänder von einheitlicher Höhe. Diese entspricht in etwa den Höhen der aus dem Kontinuum der Putzfassade hervorgehenden Brüstungszonen. Die eigentlichen Fensteröffnungen sind darin, der Grundrissstrukturen entsprechend, unregelmäßig verteilt. Sie wechseln hier mit Wandfeldern, die teilweise in Putz und teils aus beschichteten Kunststofftafeln gestaltet sind. Die Putzfelder variieren die graue Grundfarbe der Front, während die Tafeln von Gelb über Orange zu Hellgrün changieren.
Die nach südwesten ausgerichtete Rückfront ist mit ihren Balkonen bzw. Loggien zweischichtig aufgebaut. Ihre vertikale Gliederung erfolgt durch unterschiedlich breite, z.T. versetzt übereinander angeordnete Wandstreifen mit Holzverschalung. Die Balkonbrüstungen bestehen aus Milchglasscheiben.
Der abgetrennte, parkseitige Baukörper ist fünfgeschossig und an seiner südlichen Schmalseite gestaffelt und in den oberen Stockwerken abgetreppt. Im Nordteil ist die Flucht vom Erd- bis zum 3. Obergeschoss leichtverschwenkt. An der Nahtstelle befindet sich der Hauseingang mit einem über sämtliche Geschosse reichenden Treppenhausfenster. Vor den weiß gestrichenen Putzfassaden befinden sich Balkone mit Brüstungen aus Milchglas.
Mit dem Bau des Schubert-Hofes konnte eine der letzten Baulücken an der Wendenstraße geschlossen werden. In städtebaulicher Hinsicht bildet die Bebauung eine durchhaus sinnvolle Fassung des Straßenraums und eine Aufwertung des vom Inselwall und dem neu angelegten Fußweg (Neuer Geiershagen) einsichtigen Hofbereichs. Das straßenseitige Vorderhaus unterbricht mit seinem Kubus und Flachdach die Reihe der von Satteldächern abgeschlossenen Wohn- und Geschäftshäusern. Auch die Fassadengestaltung kontrastiert zu den konventionellen Lochfassaden der umgebenden Bebauung. Mit dem weitgehend geschlossenen, abweisend wirkenden Erdgeschoss ist ein weiterer Kontrapunkt zu den Nachbarhäusern gegeben. Trotz weiräumiger Zerstörung des Stadtquartiers sind im Umfeld noch Baudenkmäler vorhanden: Gegenüber liegt, an der Einmündung der Wilhelmstraße, das aus dem späten 18. Jahrhundert stammende ehemalige Armenkrankenhaus, dahinter befindet sich ein Grichtsgebäude aus den Jahren nach 1870. Hier schließt sich der Platz vor dem Wendentor mit den beiden Torhäusern von Krahe an. Auch zu dieser verbliebenen Denkmaltpopographie bildet die Gestaltung des Schuberthof-Vorderhauses einen erheblichem Gegensatz.