Studentenwohnheim und Verwaltungsgebäude Wilhelmstraße

Ostfassade zur Wilhelmstraße

Ostfassade zur Wilhelmstraße

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Umbau eines ehemaligen Druckereigebäudes aus den 1950er Jahren zu einem Wohn- und Geschäftshaus (Studentenwohnheim) im Jahr 2014.
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • geschlossene Bebauung an der südlichen Westseite der Wilhelmstraße mit westseitigem Flügelbau zum Wilhelmsgarten;
    • integrierter Durchgang mit Fußweg über den Wilhelmsgarten zum Bohlweg
    • Nachbargebäude: nordseitig: großer Komplex von siebengeschossigen Behördengebäuden, südseitig: sechsgeschossige Eckbebauung zum Steinweg (einschl. Staffelgeschoss).
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • fünfgeschossige Bebauung mit Flachdächern.
  4. Baukörpergestaltung:

    • zweiteiliger Baukomplex an der Wilhelmstraße mit breitem Hauptbau und abgewinkelt zurückspringendem Trakt mit Durchfahrt an der Nordseite;
    • westseitiger Flügelbau am Fußweg Wilhelmsgarten
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • Baukörper und Flachdächer entsprechen in Maßstab und Form der umgebenden Bebauung aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg.
  6. Fassadengestaltung (Fassaden Wilhelmstraße):

    • Haupttrakt: Putzfassade mit abgesetzter Erdgeschosszone und betont horizontaler Gliederung durch Fensterbänder, im 1. Obergeschoss verglaster Erker;
    • Erdgeschoss mit unregelmäßiger Abfolge von Pfeilern, eingezogenen Eingängen, Schaufenstern und breiter Einfahrt im Südteil;
    • Nordtrakt: breite Durchfahrt, darüber glatte Putzfront mit Einzelfenstern.
  7. Detaillierung:

    • annähernd flächig in die Putzfassade gesetzte Fensterbänder mit knappen Metalleinfassungen, intergrierte bewegliche Sonnenschutzlamellen;
    • Schaufenster, Erker und Fenster mit Metallprofilen; zwischen den (Einzel-)fenstern im 3. und 4. Obergeschoss horizontal geriffelte Bleche zur Visualisierung von Fensterbändern;
    • Traufe des Hauptbaus mit leichtem Rücksprung und Blechverwahrung.
  8. Materialien und Farbgebung:

    • Sockel und Pfeiler im Erdgeschoss mit hellgrauer Farbgebung;
    • Putzfassade der Obergeschosse (Wärmedämm-Verbundfassaden) mit weißem Anstrich;
    • Fenstereinfassungen und -teilungen sowie Bleche in hellem Antrhrazit.
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • Material- und Formensprache variieren die Architektur der 1950er und 60er Jahre mit Motiven der klassischen Moderne und setzen hier einen zurückhaltenden, aber wertigen Akzent.
  10. Abschließende Bewertung: +

    • gelungener Umbau eines Gewerbe- und Produktionsgebäudes;
    • Aufwertung des Quartiers durch neue Nutzung.
Ostfassade zur Wilhelmstraße

Ostfassade zur Wilhelmstraße

Im Jahr 2014 erfolgte der Umbau eines ehemaligen Verlags- und Druckereihauses an der südlichen Wilhelmstraße. Das an der Westseite des Straßenzuges gelegene Gebäude wurde in den 1950er Jahren errichtet. Es schließt im Norden über einen zurückgesetzten Bauteil mit breiter Durchfahrt an den gleichzeitig erbauten Komplex großer Verwaltungsbauten an (Finanzamt). Mit der Durchfahrt ist die Wilhelmstraße über einen Fußgängerweg mit dem Bohlweg verbunden, gleichzeitig dient sie der Erschließung des Wilhelmsgartens. An der Südseite des Fußweges befindet sich der Flügelbau des tief in den Baublock reichenden Gebäudes, dessen nördliche Hoffassade hier in Erscheinung tritt. Eine breite Einfahrt befindet sich auch am Südende der Fassade zur Wilhelmstraße, hier lag die Anlieferung des ehemaligen Druckhauses. Südseitig schließt das sechsgeschossige Eckhaus zum Steinweg an.

Ausgewiesene Baudenkmäler sind in der unmittelbaren Umgebung von Wilhelmstraße 1 nicht vorhanden. Nördlich des hier behandelten Gebäudes zeigt die Wilhelmstraße eine erhebliche räumliche Aufweitung: Die Behördengebäude auf der West- und eine Hochgarage mit Verbrauchermarkt an der Ostseite springen jeweils weit hinter die Straßenfluchten zurück.

Nach seiner Umnutzung und Sanierung ist das fünfgeschossige Gebäude kaum von einem Neubau in aktueller Architektur-Formensprache zu unterscheiden. Der straßenseitige Teil der Bebauung besteht aus einem langen, in der Bauflucht platziertem Gebäudeteil und dem weit zurückspringenden Trakt über der Durchfahrt zum Wilhelmsgarten. Der Gebäudekomplex schließt mit Flachdächern ab. Die östliche Straßenfront des Hauptgebäudes ist in eine Sockelzone (Erdgeschoss) mit seitlicher Einfahrt und Schaufenstern sowie vier Obergeschosse gegliedert. Im Erdgeschoss besteht eine unregelmäßig erscheinende Struktur aus massiven Betonpfeilern, Schaufenstern und zurückliegenden Ladeneingängen. Die Obergeschosse zeigen sich mit weißer Putzfassade, in die Fensterbänder eingeschnitten sind. Diese erstrecken sich fast über die gesamte Frontlänge, vertikale Randstreifen lassen die Putzfassade jedoch als Einheit bestehen. Eine Zäsur bildet im 2. Obergeschoss ein leicht aus der Mittelachse versetzter, verglaster Erker. Dieser war bereits am Druckereigebäude vorhanden und diente betrieblichen Zwecken. In den Fensterbändern der beiden obersten Stockwerke werden die dortigen Einzelfenster durch Blechpaneele innerhalb der Fensterbänder optisch als Bänder zusammengefasst. Fenster- und Türrahmungen bestehen einheitlich aus Metall und weisen eine graue Farbgebung auf. Als Sonnenschutz fungieren individuell zu betätigende, silberfarbene Metall-Lamellen. Die Dachkanze zeigt eine knapp zurückspringende, niedrige Attika mit Blechverkleidung.

Der zurückspringende Nordtrakt und die Hoffront des Seitenflügels sind überwiegend mit Einzelfenstern ausgestattet.

Die mit dem Auszug des Druckereibetriebs vorgesehene Umnutzung der bisherigen Betriebsstätte zu gewerblichen Zwecken und zu einer Wohnnutzung ist als positiv zu bewerten. Damit wird eine Öffnung der Erdgeschosszonen ermöglicht, die bisher auf Grund der Nutzung als Produktionsbetrieb für den Passanten unzugänglich waren. Die mit Motiven klassisch-moderner Formensprache zurückhaltend gestaltete Architektur des Umbaus bildet einen positiven Akzent in einem von Gebäuden aus den 1950er und 60er Jahren dominierten Stadtraum.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)