Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: +
Die Wilhelmstraße dient als östliche Spange des innerstädtischen Kerntangentenvierecks und nimmt hier den Einbahnverkehr in Süd-Nord-Richtung auf. Die Bebauung des langen Straßenzuges wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf einen Verwaltungsbau aus der Zwischenkriegszeit völlig zerstört. Der Wiederaufbau fürhte zu einem heterogenen Erscheinungsbild mit überwiegend dürftigen Architekturen und wechselnden Baufluchten.
Der 2018/19 entstandene Wohnungsneubau Wilhelmstraße 36 befindet sich im nach Westen hin auschwingenden Teil des Straßenzuges nahe der Einmündung in die Wendenstraße. Es handelt sich um eine zweitelig erscheinende sechsgeschossige Bebauung mit zurückgesetztem Staffelgeschoss. Das Gebäude besetzt eine ehemalige Baulücke, schließt südseitig an ein großes Verwaltungsgebäude aus den frühen 1950er Jahren an und reagiert auf dessen Traufhöhe. Die Nordseite ist mit einer fensterlosen Brandwand für eine Anschlussbebauung vorgesehen.
Zwischen den beiden Gebäudeteilen besteht entsprechend des Straßenverlaufs ein sanfter Knick. Während der breitere Nordteil verputzt und weiß gestrichen ist, zeigt sich der schmale Südteil in gelbem Klinkermauerwerk. Letzteres setzt sich über die nördliche Sockelzone fort. Die Eingangssituation am Nordende des Gebäudes ist stark eingezogen, während der Eingangsbereich in den südlichen Trakt nur leicht in die Fassade eingetieft ist. Über den hochliegenden kleinen Erdgeschossfenstern besteht in den „Normalgeschossen“ eine rhytmische Befensterung mit annähernd bodentiefen Öffnungen. Im Südteil ist die Reihung durch schmal-querrechteckige Treppenhausfenster unterbrochen. Die Endachsen beider Gebäudeteile sind mit breiteren Fensteröffnungen betont.
Das Staffelgeschoss ist über dem linken Gebäudeteil mit einem bügelartigen Vordach versehen und bildet entsprechende Loggien ̶ ein Architekturzitat der Klassischen Moderne. Am Südende ist das Staffelgeschoss zurückgestuft und lässt Raum für eine kleine Dachterrasse.
Die Wohnbebauung schafft einen signifikanten Anschluss an das konkav geschwungene Verwaltungsgebäude. Mit der geplanten Fortsetzung der Bebauung ist eine klare Definition der Bauflucht gegeben. Die beiden Hauseinheiten schaffen mit ihrer rhytmisch- differenzierten Fassadengestaltung und dem ebenfalls variierten Staffelgeschoss ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Allerdings wirkt das Erdgeschoss mit den hochliegenden Fensteröffnungen eher abweisend. Der Vorzug der Neubebauung ist in erster Linie von städtebaulichem Wert, indem eine Brachfläche genutzt wurde und als Brücke für eine Überbauung des im Norden anschließenden ehemaligen Gewerbegrundstücks angesehen werden kann.