Nutzung, Bauzeit:
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:
Geschossigkeit und Dachform:
Baukörpergestaltung:
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:
Fassadengestaltung:
Detaillierung:
Materialien und Farbgebung:
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:
Abschließende Bewertung: – –
Die nach Abbruch des Residenzschlosses und Neugestaltung des Schlossparks in den 1970er Jahren angelegte Georg-Eckert-Straße stellt einen empfindlichen Eingriff in die historische Stadtgeographie Braunschweigs dar. Seit der Schaffung der vierspurigen Straßentrasse entstand eine außerordentlich heterogene Bebauung, die den hier vollzogenen Bruch mit der städtebaulichen Tradition noch verstärkt.
Nach der Errichtung des großen Kaufhauses an der Ecke Bohlweg/Georg-Eckert-Straße entstand 1983-85 an Stelle der 1944 zerstörten Häuserzeile zwischen Langedammstraße und dem ehemaligen Schlossgelände ein langgestreckter Gebäudekomplex. Das großvolumige Wohn- und Geschäftshaus gliedert sich in drei Bestandteile. An der Georg-EckertStraße erhebt sich ein insgesamt sechsgeschossiger, riegelartiger Trakt mit asymmetrisch ausgebildetem Satteldach. Am westlichen Kopfende geht dieser Trakt hakenförmig in einen schräggestellten Gebäudeteil mit gleicher Geschossteilung und Dachform über. Seine Schrägstellung nimmt die Bauflucht der Nordfassade des Kaufhauses an der Ecke zum Bohlweg auf.
Entlang der Langedammstraße ist eine zweigeschossige Zeile mit Satteldach errichtet, deren Maßstab auf die gegenüberliegenden Fachwerkhäuser abgestimmt ist. Zwischen den langgestreckten Gebäudeteilen befindet sich auf dem Niveau des Obergeschosses ein Erschließungsweg für die Wohnungen.
Die Fassaden sämtlicher Bauteile bestehen zumeist aus rotem Backsteinmauerwerk, die Dächer sind mit roten Ziegeln eingedeckt. An den Fronten des Hauptbaus an der Georg-Eckert-Straße zeigt sich eine Schichtung der Wandflächen. Das eingezogene Erdgeschoss beinhaltet die Eingänge zu den Wohnungen. Über dem Erdgeschoss befinden sich, in unregelmäßiger Verteilung, jeweils zweiachsige Erker, die bis in die Dachzone reichen und hier mit flachen Dreiecksgiebeln enden. Die Ebene der Erdgeschossfront springt ebenfalls schrittweise bis in das 4. Obergschoss vor. Dort unterbricht ein offener Laubengang die vertikale Fassadenstruktur. Seine waagrechte Ausrichtung wird jedoch von den Erkern unterbrochen. An der Nordfassade des schräggestellten Kopfendes befinden sich in vier Obergeschossen weitere Laubengänge.
Die asymmetrische Giebelfront am Ostende des Bauteils ragt weit über den Gehsteig und wird im Erdgeschoss von Rundstützen getragen. Auch hier schiebt sich ein zweiachsiger Erker heraus, der Loggien beinhaltet und mit einer Fensterachse in den Giebel hineinragt. Die Fensteröffnungen sind durchweg quadratisch und liegen in eingetieften Wandfeldern mit verputzten Brüstungen. An den Erkern und Gebäudeecken sind die Wandfelder z.T. vertikal zusammengefasst, an den Hausecken auch übereck. Die Dreh-Kippflügel der Fenster sind mit Sprossenkreuzen versehen.
Der zweigeschossige Gebäudetrakt an der Langedammstraße beinhaltet, wie die Südfassade des westlichen Kopfbaus, im Erdgeschoss Ladenlokale mit Schaufenstern. Das Obergeschoss enthält wiederum Wohnungen und zeigt eine Reihe von Erkern. Diese enden über der Traufe mit flachen Dreiecksgiebeln. Sie weisen hochrechteckige Fenster auf, während die übrigen quadratisch ausgebildet sind. Am östlichen Kopfende zeigt der Gebäudeteil ebenfalls einen flachen Giebel sowie einen übereck gestellten Eingang und bodentiefe Fenster auch im Obergeschoss (Gastronomie). Die Wandöffnungen an der Südfassade sind in den Rahmungen mit glasierten Ziegeln betont.
Der Entwurf für die Neubebauung wurde 1980 mit einem Städtebaupreis versehen. In der Tat zeigt das Gebäude, besonders im Vergleich mit dem benachbarten Kaufhaus, wichtige Ansätze zur Tendenz einer in den städtebaulichen Kontext eingefügten Architektur. Die Entscheidung, an der Georg-Eckert-Straße und gegenüber dem damaligen Schlosspark einen größeren Baukörper zu platzieren und eher kleinteilig auf die Situation an der Langedammstraße zu reagieren, kann als grundsätzlich richtig angesehen werden. Dies gilt auch für die Verwendung von geneigten Ziegeldächern und Fenstern mit Sprossenteilung.
Mit der Fassadengestaltung durch Sichtziegelmauerwerk ist zwar ein traditionelles Baumaterial eingesetzt worden, ein Backsteinbau dieser Größenordnung ist in der Braunschweiger Innenstadt jedoch nicht unproblematisch. Ziegelbauten bilden hier in der älteren und auch jüngeren Baugeschichte immer eine Ausnahme.
Der große Baukörper an der Georg-Eckert-Straße zeigt wenig ausgewogene Proportionen und eine zerklüftet erscheinende Fassadengestaltung mit kopflastiger Wirkung. Das Erdgeschoss erscheint zu niedrig und wird von den stufenweise auskragenden Obergeschossen und Erkern geradezu erdrückt. Dies gilt auch für die Laubengangsituation am Ostgiebel.
Als Fazit ist zu bemerken, dass der Versuch, ein großes Bauvolumen in Anpassung an die Struktur des angrenzenden Magniviertels entsprechend kleinteilig zu gestalten, hier nicht befriedigt. Eine entschiedenere, straffere Erscheinung des Bauteils Georg-Eckert-Straße hätte eine beruhigende Wirkung auf diesen insgesamt problematischen Stadtbereich bewirken können.