Nutzung, Bauzeit
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude
Geschossigkeit und Dachform
Baukörpergestaltung
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung
Fassadengestaltung
Detaillierung
Materialien und Farbgebung
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung
Abschließende Bewertung: + +
Der Ruhfäutchenplatz liegt in der Mitte des Braunschweiger Stadtzentrums und grenzt unmittelbar an den Burgplatz. Er ist Teil einer Folge von abwechslungsreichen Platzräumen. Seine Umbauung wird von der Rückseite der Burg und großen Verwaltungsbauten (u.a. Rathaus) aus der Epoche des Historismus geprägt. An der Nordwestseite befindet sich, am Übergang zur Casparistraße, eine Reihe von Wohnund Geschäftshäusern.
Das Wohn- und Geschäftshaus Ruhfäutchenplatz 4 ist 1994 neu errichtet worden und ersetzt eine bis dahin dort vorhandene, eingeschossige Lückenbebauung. Mit dem Neubau wurde die Platzfront geschlossen. An beiden Seiten des Hauses befinden sich Wohn- und Geschäftshäuser mit Putzfassaden und geneigten Dächern.
Der viergeschossige Neubau der 1990er Jahre ist traufständig und schließt mit einem Satteldach ab. Er besitzt eine Putzfassade mit hell-rötlichem Anstrich. Das Erdgeschoss zeigt Pfeiler mit Sandsteinverkleidungen. Die Pfeiler gliedern die Erdgeschossfront in eine mittlere Eingangssituation und flankierende Schaufenster. Eine Symmetrie bestimmt den Eindruck der gesamten Platzfront. Die Fassadengestaltung ist auf die Mitte zentriert, die über die Breite des Hauseingangs über Putzkanten leicht zurückspringt. Über der Dachtraufe ist der mittlere Fassadenabschnitt mit einem Dachaufbau (Zwerchhaus) betont. Das mit einem Dreiecksgiebel abschließende Zwerchhaus wird von zwei Spitzgauben flankiert. Über seinen Ecken sind am Dachansatz zwei kleine, obeliskartige Aufsätze angebracht. Der Hauseingang zeigt einen bogenförmigen Sturz, ein solcher Segmentbogen ist auch am Zwerchhausfenster sichtbar.
In den Obergeschossen der risalitartig gestalteten Mittelachse befinden sich eng gereihte, schmale Fensteröffnungen, die sich zu querrechteckigen Fenstern zusammenziehen. Seitlich der Mittelachse befinden sich in jedem Stockwerk jeweils drei hochrechteckige Fenster. Diese Fenster zeigen knappe, hell abgesetzte Faschen. Fensterrahmen und -flügel sind aus Holz, weiß gestrichen und besitzen eine Teilung, die zweiflüglige Fenster vortäuscht. Die vertikalen Schaufensterteilungen und Eingangstüren bestehen aus Pfosten und Riegeln aus Metall in grünlicher Farbgebung.
Das Haus Ruhfäutchenplatz 4 reiht sich bruchlos in die vorhandene Häuserfront ein. Seine Gliederung in Erdgeschosszone, Obergeschosse und das ge- neigte Dach entspricht der überlieferten Erscheinung eines Stadthauses. Einen direkten Bezug zu den historischen Wohngebäuden Braunschweigs ist mit der Symmetrie und der entsprechenden Platzierung von Dachaufbauten hergestellt. Hier wird der Duktus barocker oder klassizistischer Bürgerhäuser zitiert, ohne sie im Detail zu kopieren. Elemente wie Bogenöffnungen und die kleinen Obelisken über dem Zwerchaus erscheinen historisierend. Sie tragen einerseits zur Verankerung der Architektur des Hauses in der Baugeschichte bei, können je nach Standpunkt auch als geschmäcklerisch und verspätet-postmodern angesehen werden.
Insgesamt ist das Haus ein positiver Beitrag zum Thema des Bauens in historischem Umfeld. Es verbindet die benachbarten Gebäude und schafft mit ihnen eine schlichte Platzfront, die die Dominanz der historischen und öffentlichen Bauten nicht beeinträchtigt.