Nutzung, Bauzeit
Städtebauliche Situation, Nachbargebäude
Geschossigkeit und Dachform
Baukörpergestaltung
Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung
Fassadengestaltung
Detaillierung
Materialien und Farbgebung
Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung
Abschließende Bewertung: + +
Am Rand der Braunschweiger Innenstadt bestand an der Westseite der Echternstraße bis vor wenigen Jahren eine Brachfläche, die auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zurückging. Im Süden dieser großen Parzelle befindet sich das gut erhaltene Altstadtquartier um die Michaeliskirche. An ihrer Nordseite steht ein Bürogebäude. Die gegenüberliegende Seite der Echternstraße ist derzeit lückenhaft bebaut. Das Grundstück reicht im Westen an den alten Stadtgraben (Neustadtmühlengraben); während einer archäologischen Grabung wurden hier 2003 wertvolle Befunde zur Geschichte der Stadtbefestigung und der mittelalterlichen Besiedlung erhoben.
Von 2008 bis 2010 entstand auf dem Brachgrundstück, das vor der Zerstörung neun Hausstellen umfasste, in zwei Bauabschnitten ein moderner Wohn- komplex. Er besteht aus einer geschlossenen Zeile an der Echternstraße und locker gruppierten Gebäuden mit Gärten im rückwärtigem Bereich. Im Souterrain befindet sich eine Parkgarage.
Die straßenseitige Zeile nimmt die historische Bauflucht auf und zeigt eine entsprechend sanft geführte Biegung. Der südliche Brandgiebel lässt einen Durchgang in die Hofbereiche der Wohnanlage und des Fachwerkhauses Echternstraße 17 frei. In ihrer Geschossigkeit und Dachform nimmt die Häuserzeile Bezug auf die jeweils benachbarten Gebäude an den Kopfenden. Der südliche Abschnitt ist zweigeschossig, während das nördliche Drittel der Zeile drei Geschosse aufweist. Am Nordende zeigt sich ein übereck ausgebildeter Kopfbau mit vier Geschossen und Flachdach. Im Übrigen sind die Häuser zur Echternstraße hin abschnittsweise mit ziegelgedeckten Pultdächern ausgebildet, ein Dachüberstand existiert nicht.
Die Fassaden erheben sich über einem Sockel aus grauen Steinplatten und sind verputzt sowie durchweg weiß gestrichen. Hofdurchgänge und Eingangstüren mit schlichten, transparenten Vordächern markieren die einzelnen Hauseinheiten. Die Fensteröffnungen sind in den Fassaden zur Echternstraße weitgehend unregelmäßig, je nach Grundriss und Nutzung der dahinterliegenden Räume, verteilt. Am Südende befinden sich, in direkter Nachbarschaft zur historischen Bebauung, betont hochrechteckige Fenster.
Die rückwärtige Bebauung ist zeilenartig in Querrichtung zum Straßenverlauf ausgebildet und wird von einem internen Erschließungsweg durchquert. Sie verzahnt sich unmittelbar mit dem Grünraum des Neustadtmühlengrabens. Die Freiräume der straßenseitigen Wohnbebauung liegen erhöht über dem Unterbau der Parkgarage, die sich in den Hofraum vorschiebt. An den Hof- bzw. Gartenseiten ist die Architektur mit Motiven der klassischen Moderne gestaltet, ohne ihre Entstehungszeit im frühen 21. Jahrhundert zu verleugnen. Hier zeigen die einzelnen Wohneinheiten durchgehend Flachdächer sowie übereck angelegte Fenster und Terrassen. In einem Bereich der Autogarage wurden die Fundamente eines von den Archäologen freigelegten Stadtmauerturms erhalten, die übrigen Befunde historischer Wohngebäude wurden leider beseitigt.
Die Wohnanlage an der Echternstraße ist ein positives Beispiel für das Thema des Wohnens in der Innenstadt. Zudem leistet der Gebäudekomplex einen Beitrag zur Stadtreparatur. Mit seiner Rezeption von Bauhöhen, -fluchten und Dachformen an der Echternstraße fügt sich das Quartier gut in den teils historisch, teils heterogen geprägten Stadtbereich ein.
Ein dezente farbliche Differenzierung der Hausein- heiten an der Echternstraße wäre für die Andeutung einer Parzellierung und als Verknüpfung mit der kleinteiligen Bebauung um die Michaeliskirche wünschenswert. Als Kritikpunkt kann man die Überschreitung der Flucht der ehemaligen Stadtmauer zum Neustadtmühlengraben hin anführen.