Wohnhäuser Petritorwall 12-14

Ansicht von Südwesten

Ansicht von Südwesten

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Wohnhäuser
    • errichtet 2010/11 unter Einbeziehung der Fassade des Gründerzeithauses Nr. 12
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • freistehende Bebauung an der Ostseite der Wallstraße
    • Nachbargebäude: im Norden Wohn- und Bürohaus mit Flachdach, im Süden Wohnhaus mit Sargdeckeldach, beide aus den 1960er Jahren
    • Tiefgaragenzufahrt zwischen den Wohnbauten
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • dreigeschossige Gebäude mit Staffelgeschossen und Flachdächern
  4. Baukörpergestaltung:

    • Nr. 12: Gründerzeithaus mit tiefem, nach Süden versetzt platziertem Erweiterungsbau
    • Nr. 13/14: Baukörper über umlaufendem Sockelgeschoss, straßenseitige Längsausrichtung mit flachen Seitenrisaliten und Balkonen, der tiefe rückwärtige Gebäudeteil um zwei Fensterachsen nach Norden versetzt
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • Nr. 12: Gründerzeithaus mit tiefem, nach Süden versetzt platziertem Erweiterungsbau
    • Nr. 13/14: Baukörper über umlaufendem Sockelgeschoss, straßenseitige Längsausrichtung mit flachen Seitenrisaliten und Balkonen, der tiefe rückwärtige Gebäudeteil um zwei Fensterachsen nach Norden versetzt
  6. Fassadengestaltung:

    • Nr. 12 (An- bzw. Neubau): glatt verputzte Fassaden ohne Gliederung, Glasfuge am südseitigen Anschluss an den Altbau, mehrheitlich hochrechteckige, bodentiefe Fenster
    • Nr. 13/14: Fassaden mit Gesimsen über dem Erdgeschoss und an den Traufen, überwiegend hochrechteckige, bodentiefe Fenster, symmetrische Straßenfront mit Balkonen
    • Eingangsloggia im nördlichen Fassadenversprung
  7. Detaillierung:

    • Erdgeschoss mit feiner Bandrustika, gestufte Gesimse
    • Balkone mit schlanken Stützen und gesimsartig umrahmten Decken sowie Stabgeländern
    • Fenster mit vertikaler Teilung, in den Brüstungen und über dem Sockelgeschoss Stabgeländer
  8. Materialien und Farbgebung:

    • weiß gestrichene Putzflächen und Betonbalkone
    • hölzerne Fensterrahmen mit hellgrauem Anstrich
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • retrospektive Fassadengestaltung mit gegliederten Putzfassaden und Fensterformaten durchaus im Einklang mit der Bebauung am Promenadenring
  10. Abschließende Bewertung: –

    • trotz differenzierter Fassadengestaltung stören unverhältnismäßige Bauvolumen den Gesamteindruck und die einbezogenen Fassaden des Gründerzeithauses Nr. 12
    • Tiefgaragenzufahrt stellt starke Beeinträchtigung der Freiraumgestaltung dar
Ansicht von Südwesten

Ansicht von Südwesten

An der Ostseite des Petritorwalls entstanden durch Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg starke Schäden. Während das gründerzeitliche Wohnhaus Petritorwall 13 purifiziert wieder aufgebaut wurde, verblieb das Haus Nr. 12 bis 2010 als eine der letzten Kriegsruinen der Stadt bestehen. In der direkten Nachbarschaft befinden sich Wohn- und Bürohäuser aus den 1960er Jahren. 2010/11 entstanden auf den Parzellen Neubauten, wobei Teile der Fassaden des einst prächtigen Gründerzeithauses Petritorwall 12 einbezogen wurden.

Der lange als Ruine stehen gebliebene, dreigeschossige Neorenaissancebau Nr. 12 wurde vollständig entkernt und die rückwärtigen Gebäudeteile abgebrochen. Während der Restbestand mit seiner aufwändig gestalteten Straßenfront sorgfältig wiederhergestellt wurde, entstand an der Rückseite ein neuer Anbau, dessen Volumen dasjenige des „Altbaus“ übertrifft. An der Nordfassade springt die Flucht des Anbaus deutlich zurück, an der Südfassade ist er durch eine verglaste Fuge vom Altbau abgeteilt und springt dort nach Süden vor. Seine ungegliederten Fassaden sind verputzt und cremefarben gestrichen.

Neben hochrechteckigen Fensteröffnungen bestehen an der Rückfront auch große Terrassenfenster. Fensterrahmen und Binnenteilungen der Terrassenfenster und Glasfuge zwischen Alt- und Neubau bestehen aus Kunststoff und sind hellgrau. Der Anbau zeigt ein 3. Obergeschoss, das als Staffelgeschoss ausgebildet ist. Das flach gedeckte Staffelgeschoss erstreckt sich auch über den vorderen Gebäudeteil mit den restaurierten Gründerzeitfassaden.

An Stelle des vereinfacht wiederaufgebauten Wohnhauses Nr. 13, das abgebrochen wurde, entstand ein breitgelagerter Neubau, der sich zudem weit in die Tiefe erstreckt. Es handelt sich um ein dreigeschossiges Wohnhaus mit zusätzlichem Staffelgeschoss und Flachdächern. Das vom Fußweg der Straße leicht abgerückte Gebäude ruht über einem Sockelgeschoss mit Umgang (Tiefgarage) und zeigt eine symmetrische Straßenfront. Diese Front ist von zwei knapp vortretenden Seitenrisaliten mit vorgelagerten Balkonen geprägt. Im rückwärtigen Bereich verspringt der Baukörper um zwei Fensterachsen nach Norden und bildet ostseitig eine wiederum symmetrische Fassade mit einem flachen Mittelrisaliten mit Balkon aus. Im nördlichen Fassadenversprung befindet sich eine breite Eingangsloggia.

Die weiß gestrichenen Putzfassaden sind differenziert gestaltet, indem das Erdgeschoss mit einer feinen Bandrustika versehen und von einem Gesims abgeschlossen ist. Weitere Gesimse befinden sich an den Traufen der glatt verputzten Obergeschosse und des Staffelgeschosses. Die Fensteröffnungen sind hochrechteckig und bodentief, an der Straßenfront sind sie in Zweiergruppen angeordnet. Sie sind mit zweiflügeligen, grauen Holzfenstern ausgestattet. Schlanke Betonstützen tragen die gesimsartig umfassten Balkonebenen, die mit Stabgeländern aus Metall bewehrt sind. Solche Geländer befinden sich auch am Umgang über dem Sockelgeschoss und in den der Fensterbrüstungen.

Zwischen den beiden gleichzeitig und unter gleicher Regie errichteten bzw. teilrestaurierten Gebäuden wurde eine Tiefgaragenzufahrt geschaffen. Sie führt mit einem Schwung in die Garage unter dem Neubau Nr. 13 und wird von entsprechenden Betonwänden flankiert.

Mit der neuen Bebauung am Petritorwall ist eine durchaus positiv zu bewertende Stärkung des Wohnstandortes Wallring zu konstatieren. Erfreulich ist auch die Erhaltung und Restaurierung eines Teils und v.a. der Straßenfassade des Neorenaissancebaus Nr. 12. Die retrospektive Gestaltung des Neubaus Nr. 13 mit seinen Gesimsen, der Bandrustika und den hochrechteckigen sowie geteilten Fenstern fügt sich prinzipiell in den Charakter der historischen Bebauung des Promenadenrings ein. Dieser Betrachtung stehen die überzogenen Volumina der Gebäude und die straßenseitigen Balkone gegenüber.

Für eine maximale Ausnutzung der Flächen wurden die Gesamtproportionen der Häuser derart aufgeweitet, dass eine Maßstabsverletzung innerhalb der Wallringbebauung vorliegt. Die Fassaden des Gründerzeitbaus werden von dem Anbau und seinem übergreifenden Staffelgeschoss insgesamt beeinträchtigt. Besonders unerfreulich wirkt die Tiefgarageneinfahrt, sie stört den Durchblick in den Grünraum hinter den Häusern erheblich.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)