Wohnhaus Adolfstraße 50 (Sanierung)

Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

  1. Nutzung, Bauzeit

    • Wohnhaus aus dem späten 19. Jahrhundert, in jüngster Zeit saniert
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude

    • freistehende Bebauung an der Westseite der Adolfstraße
    • Nachbargebäude: zweigeschossige Wohnhäuser aus dem 19. Jahrhundert in historistischer Formensprache
  3. Geschossigkeit und Dachform

    • zweigeschossiger Bau mit Walmdach
  4. Baukörpergestaltung

    • Baukörper auf rechteckigem Grundriss mit seitlichem, übergiebelten Risalit (Zwerchgiebel)
    • seitliche, eingeschossige Eingangsveranda mit Flachdach
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung

    • ursprünglicher Bestandteil der Bebauung dieses Straßenzuges
  6. Fassadengestaltung

    • Lochfassaden mit stichbogigen Fenster- und Türöffnungen
    • Gliederung durch Gesimse und Zierstreifen
  7. Detaillierung

    • typische Detaillierung eines Gründerzeitbaus aus Backsteinmauerwerk
    • Überstände von Dach und Ortgängen, am Zwerchgiebel mit Freigespärre und Konsolen
  8. Materialien und Farbgebung

    • Natursteinsockel
    • gelbes Backsteinmauerwerk mit Gliederungen durch rote Backsteine
    • grün gestrichene Fenster mit T-förmiger Teilung
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung

    • Variante der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten gründerzeitlicher Architektur, s. auch 4.
  10. Abschließende Bewertung: + + +

    • behutsame und qualitätvolle Sanierung schafft Bereicherung des Stadtbildes und ist Beispiel für verantwortungsbewusste Baukultur
Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

An der Westseite der Adolfstraße befindet sich auf einem bis an den Umflutgraben reichenden Grundstück das gründerzeitliche Wohnhaus Nr. 50. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit Walmdach. In der nördlichen Haushälfte befindet sich ein Seitenrisalit, der mit einem Zwerchgiebel über die Traufe ragt. An der Seitenfront des Risaliten befindet sich ein eingeschossiger Vorbau für den Eingang (Veranda).

Das im späten 19. Jahrhundert errichtete Haus ruht über einem Natursteinsockel und ist weitgehend in gelbem Ziegelmauerwerk errichtet. Kennzeichnend sind hohe Stichbogenfenster mit profilierten Gewänden und schrägen Sohlbänken aus Werkstein. Die Fassaden werden durch Gesimsstreifen in den Brüstungsbereichen der Fenster gegliedert. Diese bestehen aus einem Zierverband mit gelben und roten Backsteinen. Zierstreifen aus roten Ziegeln binden auch die Fenster in die Fassaden ein. Der ebenfalls stichbogige und von Lisenen flankierte Eingang zeigt noch seine ursprüngliche, reich gegliederte Haustür aus Holz. Ein relativ weiter Dachüberstand lässt auch die Ortgänge des Zwerchgiebels hervortreten, so dass hier ein Freigespärre über profilierten Konsolen eingefügt werden konnte.

Die grün gestrichenen Fenster zeigen eine für die Gründerjahre typische, T-förmige Teilung. Die Dachdeckung besteht aus roten S-Pfannen, wobei der Ortgang am Zwerchgiebel mit Schiefer eingefasst ist.

Mit einer in jüngster Zeit vorgenommenen Sanierung wurde das Gebäude, das zu den eher unscheinbaren historistischen Wohnhäusern an der Adolfstraße gehört, mit Liebe zum Detail wiederhergestellt. Damit ist aus dem Haus ein schmucker Blickfang geworden. Die Sanierung ist ein sehr schönes Beispiel für die Bereicherung des Stadtbildes durch gepflegte Baudenkmäler und ein Beitrag zu einer verantwortungsbewussten Baukultur.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)