Wohnhaus mit Kanzlei Löwenwall 8 (Sanierung)

Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

  1. Nutzung, Bauzeit

    • Villenbau von 1864, in jüngster Zeit saniert
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude

    • freistehende Bebauung an der Westseite des Löwenwalls
    • Nachbargebäude: an der Südseite aufwändiger Villenbau der Neorenaissance, an der Nordseite schlichter Wohnbau aus der Zeit des Wiederaufbaus
  3. Geschossigkeit und Dachform

    • zweigeschossiger Bau mit Walmdach
  4. Baukörpergestaltung

    • Baukörper auf rechteckigem Grundriss mit platzseitigem Mittelrisalit
    • an der Südfassade eingeschossiger, polygonaler Erker mit Altan
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung

    • Bestandteil der Villenbebauung des 19. Jahrhunderts am Löwenwall
  6. Fassadengestaltung

    • Lochfassaden mit hochrechteckigen Fensteröffnungen
    • Gliederung durch Gesimse, Ausbildung einer Sockelzone
    • im Obergeschoss Pilaster an den Ecken am Risalit und am Erker der Südfassade
  7. Detaillierung

    • feine Abstufung der Geschosse mit kräftigem Fugenschnitt der Sockelzone und knappen Putzfugen im Erdgeschoss
    • Obergeschossfenster mit Profilrahmung, Verdachung und Brüstungsreliefs
  8. Materialien und Farbgebung

    • Putzbau mit gebrochen weißer Farbgebung
    • Sockelzone leicht dunkel abgesetzt
    • weiß gestrichene Holzsprossenfenster
    • rotes Ziegeldach
    • reich gestaltetes Gusseisengeländer am Balkon
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung

    • als klassizistischer Villenbau konzeptioneller Teil der ursprünglichen Wallringbebauung
  10. Abschließende Bewertung: + + +

    • behutsame und qualitätvolle Sanierung schafft Bereicherung für Stadtbild und ist Beispiel für verantwortungsbewusste Baukultur
Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

An der Westseite des Löwenwalls befindet sich die spätklassizistische Villa Nr. 8. Sie wurde nach Entwurf des Architekten Ebeling, einem Schüler Ottmers, 1864 errichtet. Südlich des Hauses befindet sich ein weiterer Villenbau im Stil der Neorenaissance, während das nördliche Nachbarhaus nach dem Zweiten Weltkrieg entstand.

Das zweigeschossige Gebäude zeigt sich als Putzbau mit flachem Walmdach und symmetrischen Fassaden. An der sieben Fensterachsen breiten Platzfront ist ein dreiachsiger Mittelrisalit mit flachem Dreiecksgiebel ausgebildet. Das Gebäude ist durch Gesimse klar horizontal gegliedert und schließt mit einem kräftigen Traufgebälk ab. Während der Sokkelbereich einen deutlichen Fugenschnitt aufweist (Rustika), ist das Erdgeschoss durch feine Putzfugen gekennzeichnet. Im glatt verputzten Obergeschoss sind die Gebäudeecken mit Pilastern besetzt. Die hochrechteckigen Fenster zeigen hier profilierte Rahmen mit Gesimsverdachungen und schöne Stuckreliefs in den Brüstungen. Der Risalit ist durch eine Pilasterordnung hervorgehoben, hier sind auch über den Fenstern Reliefs angeordnet.

An der Südfassade befindet sich vor dem Erdgeschoss ein polygonaler Erker, der im Obergeschoss als Balkon dient. Seine Fassade ist ebenfalls mit Eckpilastern gegliedert. Der Austritt ist mit einem reich gestalteten Gusseisengeländer aus der Bauzeit umwehrt.

Die Fassaden sind einheitlich in einem leicht gebrochenen Weiß gestrichen, wobei die Sockelzone etwas dunkler abgesetzt ist. Weiße Holzsprossenfenster mit Kämpfern in Zweidrittel-Höhe beleben die Fronten, wobei in den Seitenfassaden einige Fensternischen als Scheinfenster ausgebildet sind.

Dieses baugeschichtlich bedeutende Haus gehört zu den spätesten Vertretern des Braunschweiger Klassizismus. Mit der jüngsten Sanierung wurde an einem der schönsten Freiräume im Bereich des Wallrings ein wichtiger Beitrag zum Erhalt und zur Aufwertung des baulichen Erbes der Stadt geleistet. Mit der Erneuerungsmaßnahme wurden alle Details der Fassaden des Villenbaus erhalten und eine passende, dezente Farbgebung gefunden. Die Betrachtung des Ensembles mit der benachbarten, ehemaligen Westermann-Villa ist ein Genuss, der leider durch die Veränderungen im Südteil des Löwenwalls (Durchbruch Kurt-Schumacher-Straße) gemindert wird.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)