Das Stadtzentrum von Braunschweig spiegelt Architektur- und Stadtbaugeschichte aus zehn Jahrhunderten wider. Eine Fülle hochrangiger historischer Bauten und qualitätvoller Platzräume prägt noch immer das Stadtbild. Die Silhouette wird von den großartigen Westbauten der mittelalterlichen Kirchen bestimmt. Nicht zuletzt umgibt ein einzigartiger Promenadenring, ein hochrangiges Denkmal klassizistischer Freiraumgestaltung, den gesamten Stadtkern.
Mit der Zerstörung der historischen Innenstadt im Zweiten Weltkrieg brach die kontinuierliche bauliche Entwicklung jäh ab. Während des Neuaufbaus entstanden einerseits moderne Bauten, die landesweite Anerkennung erhielten. Der Begriff der „Braunschweiger Schule“ wurde in den 1950er Jahren zu einem Synonym für elegant-funktionale Architektur. Andererseits griff die Erschließung der Innenstadt für den Individualverkehr („autogerechte Stadt“) stark in den historischen Stadtkörper und in den Bereich des Wallrings ein. Die durch Bomben vernichteten, geschlossenen Stadträume wichen vielfach einer aufgelockerten Stadtlandschaft mit beziehungslos platzierten Solitärbauten. Auf die schlichten Wohnquartiere und Geschäftshäuser des frühen Wiederaufbaus und die „klassischen“ Bauten der Braunschweiger Schule folgten seit den späten 1960er Jahren häufig maßstabslose Großarchitekturen mit grobschlächtiger Proportionierung und Detaillierung. Mit dem Abbruch der aufbaufähigen Schlossruine am Bohlweg verschwand ein städtebauliches Gravitationszentrum. Das Stadtbild erhielt, besonders im Bereich der ehemaligen Residenz, einen austauschbaren Charakter.
In den 1980er und 1990er Jahren erfolgte eine gewisse Rückbesinnung auf die baukünstlerische und städtebauliche Vergangenheit. Damit einher ging die kurze Epoche der so genannten Postmoderne. Eine positive Folge war der Beginn einer nachhaltigen Sanierung der verbliebenen Altstadtquartiere, die nun seit drei Jahrzehnten Früchte trägt. Unter den Neubauten jener Zeit stechen einige Beispiele heraus, die sich nahtlos in den Bestand einfügen, ohne ihre Entstehungszeit zu verleugnen.
Seit den 1990er Jahren ist das Baugeschehen von gestalterischem Pluralismus gekennzeichnet. Die Bandbreite reicht von Rekonstruktionen verlorener Baudenkmäler über ambitionierte Neubauten von Geschäftshäusern bis zu umstrittenen Kunstobjekten wie dem Rizzi-Haus.